Vor ein paar Tagen hab ich eine Einladung bekommen, Odeo auszutesten. Odeo ist das neue Projekt des Blogger-Erfinders Evan Williams, und die Beta-Version ist soeben live gegangen. Blogger war eine smarte Idee zum richtigen Zeitpunkt: Ein simples, aber praktisches Redaktionssystem, dazu eine Website, die quasi als Netzwerk-Hub funktionierte. Die Grundidee bei Odeo ist ähnlich: Die Site versteht sich als eine Art Podcast-Verzeichnis, über das man Audioblogs suchen, abonnieren und (mit Hilfe eines eigenen Clients) herunterladen kann. Geplant ist außerdem der Launch von Software-Tools, um eigene Podcasts zu erstellen, die sind aber noch nicht verfügbar).
Das Layout von Odeo ist ansprechend: Simpel, aber nutzerfreundlich und nahezu selbsterklärend. Und die Idee, dass die Podcast-Sphäre dringend ein Google oder Yahoo! braucht, um den Audio-Dschungel navigierbar zu machen, die ist ja auch grundsätzlich richtig. Bei Odeo findet man sowohl professionelle Casts wie den Observer Blog Podcast Feed, aber auch privates Zeug.
Und Odeo ist – ähnlich wie Technorati oder Flickr – mit Hilfe von tags strukturiert – das lädt zum Herumstöbern ein.
Ich bin trotzdem skeptisch. So ganz will ich nicht glauben, dass es sich hier um das nächste fliegende Ding handelt. Im besten Fall sind Podcasts „the modern version of a Tape-Sampler“, wie es so hübsch in der Selbstdarstellung des Pogoradio heißt. Aber das meiste erinnert mich doch eher an den Sketch von Gerhard Polt, wo eine Familie den Verwandten in Australien eine Cassette aufnehmen will und dann resigniert, als nach dem Aufzeichnen der Straßenbahn und der Spülmaschine noch 85 Minuten übrig sind.
Podcasts sind sicher eine zusätzliche nette Farbe im Grundrauschen des Webs. Das Grundproblem kann man aber schon bei Odeo sehen: Die Site ist dann doch ein bißchen zu clean und sauber, um wirklich Appetit aufs Reinhören zu machen. Sehen ist immer noch was anderes als hören: Bei Technorati oder Flickr kann man relativ schnell erfassen, ob ein Thema interessant ist oder nicht. Bei Textblods und Bildern bestimme ich außerdem selbst die Zeit, die mich etwas in Anspruch nimmt: Ein Podcast (oder ein Videoblog) braucht so lange, wie er dauert. Zudem haben geschriebene Blogs etwas virales, weil man kreuz und quer verlinken kann. Andererseits: Odeo könnte ja als Knotenpunkt für solche Kreuz-und-quer-Verlinkungen dienen. Mal abwarten.
Schreiben Sie einen Kommentar