Fählt nur vum Balkon die Aussicht op d’r Dom


Mer losse d’r Dom op d’r Liste, sagt die UNESCO: Das Kölner Wahrzeichen gehört weiter zum Weltkulturerbe. Vorerst.

Die UNESCO hat eine endgültige Entscheidung nur vertagt: Der Dom bleibt auf der roten Liste gefährdeter Bauwerke, hat also einen vergleichbaren Status wie, sagen wir, die Doppelschnepfe oder die breitblättrige Sumpfwurz.

Denn, um im Bild zu bleiben, die UNESCO ist unzufrieden damit, wie die Stadt mit dem Habitat der Kathedrale umgeht. Gefährdet ist ja nicht das Gebäude selbst, sondern die „visuelle Integrität“, also die ästhetische Wirkung der historischen Stadt-Silhouette, und zwar, sagt die UNESCO, durch die Hochhaus-Projekte auf der schäl Sick.

Nun ist die UNESCO-Liste vielleicht nicht mehr als ein gut gemeinter Versuch, Bewußtsein über den Wert von Bau- und Naturdenkmälern zu schaffen, und man braucht sie nicht wirklich, um den Dom als bedeutendes Bauwerk anzuerkennen. Aber genausogut kann man auch fragen, ob die Stadt wirklich noch ein paar neue Hochhäuser mit leerstehenden Loft-Büros braucht, Aussicht op d’r Dom inklusive.

Es ist ja nichts Neues, dass man in Köln, bei allem Stolz auf fremdenverkehrsfördernde Prädikate, bisweilen ziemlich nachlässig mit ihrer historischen Bausubstanz umgeht, wobei auch gerne im Geheimen geschlampert wird. (Erinnert sich noch jemand an das illegal gebaute Obergeschoß der ABC-Bank am Hauptbahnhof, das der Kirche Mariä Himmelfahrt daneben das Licht nimmt?)

Und nichts Neues auch die Sturheit, mit der die Stadt auf die Mahnung von UNESCO und Bundesregierung reagiert. Natürlich ist der Rat nicht verpflichtet, über seine Bauplanung mit der UNESCO zu reden. Aber dann darf man auch nicht beleidigt sein, wenn die UNESCO ihre Spielregeln zur Geltung bringen will.

„Das wir jetzt noch auf das zweite Hochhaus verzichten sollen, macht mich schon ärgerlich“, mault OB Fritz Schramma in der WDR-Lokalzeit. Das will ich ihm gern glauben. Aber bei der UNESCO ist man halt ärgerlich, weil es scheinbar keine richtige Kommunikation über die Planungen gegeben hat. Zumindest meldet die FAZ, dass

die Stadt, ohne daß sie sich vorher mit der Unesco abgestimmt hätte oder auch nur eine Baugenehmigung vorlag, für den sehr viel niedriger geplanten LVR-Turm Fundamente zugelassen hat, auf denen (wie nun im Rohbau realisiert) 103 Meter hoch gebaut werden konnte; [und] daß sie, trotz des laufenden Unesco-Verfahrens, das Grundstück für den sogenannten Jahn-Turm an einen Investor verkauft und diesem verbindliche Zusagen gegeben hat.

Wenn man auf’s Schachbrett ein paar Monopoly-Häuschen mogelt, muß man sich nicht wundern, wenn der Andere nicht mehr mitspielen mag. Das Aufschieben der UNESCO ist jetzt auch die schlechteste denkbare Lösung, weil sie, ums mit der FAZ zu sagen, „der rheinischen Mentalität des ‚Et hätt noch immer jot jejange‘ in fataler Weise entgegen[kommt]“.

Die Kölner werden, so steht zu befürchten, die Verschiebung als Entwarnung feiern und sich in ihrem laxen, dickfelligen Umgang mit dem Problem bestätigt fühlen, für das, ganz im Gegenteil, Alarmstufe zwei ausgerufen ist.

Ach andererseits, wissen Se: Dä leve Herjott is ja net esu.

Weiteres: Chronologie im Kölner Stadt-Anzeiger.

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