Das Bild aus der U-Bahn


Die britische Polizei hat weitere Bilder der mutmaßlichen Attentäter vom letzten Donnerstag veröffentlicht. Auf einem sieht man einen der Täter im Zug, wenige Minuten bevor die Bombe gezündet wurde.Es ist unheimlich, so unmittelbar in den Augenblick vor einem Mord schauen zu können, auch wenn der Mord mißlungen ist. Unheimlich, weil das Bild so alltäglich und normal ist: Man sieht einfach ein paar Menschen in der U-Bahn, einer steht, ein paar sitzen und tun das, was Menschen immer in der U-Bahn immer tun, lesen und dösen, ohne eine Ahnung davon, dass sie bald zu einer Schicksalsgemeinschaft werden. Unheimlich, weil man ahnt, dass die Bilder, die die Überwachungskameras vor den Attentaten vom 7. Juli übertrugen, kaum anders ausgesehen haben werden. Oder die Bilder von Madrid, falls es dort welche gab.

Der Attentäter steht fast gleichgültig daneben, die eine Hand in der Hosentasche. Nur beim Blick ins Gesicht meint man etwas innere Anspannung zu erkennen. Hat er nachgedacht? Vielleicht sogar gezweifelt? Hätte man das erkennen können, wenn man neben ihm stand? Hätte es eine Möglichkeit gegeben, ihn anzusprechen, ihm das, was er vorhat, auszureden?

Und warum trägt dieser Mensch eigentlich ein Shirt mit dem Aufdruck „New York“? Soll das ein makabrer Witz sein? Ein irrsinniger, fieser ausgestreckter Mittelfinger, der noch in der neuen Bluttat die Erinnerung an die vorherige wecken soll? Oder ist das einfach ein banaler Versuch, eine Tarnung auszuwählen, in der man garantiert nicht auffällt?

Ein unheimliches Bild, dieses Bild aus der U-Bahn. Und ich kann nur hoffen, dass man demnächst nicht noch mehr solcher Bilder ansehen muß.

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