Wann hat der Mensch angefangen, zu sprechen? Vom Linguisten Jean-Marie Hombert gibt es im Nouvel Observateur eine schöne Zusammenfassung der aktuellen Forschung dazu. Die Ursprünge der Sprache liegen zehn- bis hunderttausend Jahre zurück, meinen Linguisten ebenso wie Genetiker. Das ist eine weit gestreckte Zeitspanne, aber genauer läßt es sich nicht ausmessen, sagt Hombert, ebenso wie die Frage unbeantwortet bleiben muss, ob es eine Ur-Muttersprache gegeben hat, oder nicht doch mehrere.
Aber es gibt ein paar Indizien dafür, wie die Entwicklung von einfachen Lauten, über die auch Menschenaffen verfügen, hin zu einem komplexen System von Lexik und Syntax vorangekommen sein könnte: Zum einen durch die Entdeckung, dass man Töne, Wörter und Silben Bedeutungen haben können, die man auch ausdifferenzieren und verfeinern kann. Eine solche „lexikalische Explosion“ kann man bei jedem Kleinkind beobachten, wenn die Sprechentwicklung auf einmal nach der schleppenden Frühphase an Tempo zunimmt.
Zum anderen durch die gestiegene Komplexität der Anforderungen, denen sich der homo sapiens gegenüber sah: Ein Beispiel dafür ist das Auftauchen des Menschen in Australien. Die ersten Menschen, denen das gelang, mußten große Strecken über das Meer zurücklegen, und dazu mußten sie Informationen sammeln und verarbeiten. Das geht nur über Kommunikation: „Um eine solche Überfahrt zu riskieren, muss man sich austauschen. Die Schimpansen, die im Wald blieben, haben nie diese Notwendigkeit einer Sprache erfahren.“
Und dennoch sterben die Sprachen aus: Von den 6.000 Sprachen, die im Gebrauch sind, werden 5.000 in den nächsten hundert Jahren verschwinden. Mit dem Verschwinden einer Ausdrucksweise geht auch eine Möglichkeit verloren, die Welt zur Sprache zu bringen. Oder kehrt alles dann doch nur zu wieder zu einer Muttersprache zurück?
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