Gestern bin ich endlich dazu gekommen, ins Kölner Theaterhaus zu gehen und Marc Beckers Wir im Finale, in der Version des a.tonal.theaters zu sehen. Eine geschlossene Mannschaftsleistung, das muß man anerkennen. Etwas verblüffend, dass die Aufgabenverteilung im Team einem fast traditionellen Rollenverständnis gehorchte: Anders als bei früheren Produktionen des Ensemble waren hier die Positionen relativ klar zugewiesen.
Eine flexibel agierende Viererkette, die wechselseitig Spieler und Zuschauer gab, dazu zwei relativ klar zugewiesene Außen, in der Figur des Trainer und des Sportreporters. Die taktische Marschroute, die sich deutlich an die klassische griechische Strategie anlehnt, nämlich aus einem massierten Chor heraus einzelne Vorstöße zu wagen, war durch das Stück vorgegeben – Autor Marc Becker ist dem Vernehmen nach Werder-Fan, und da ist der Rehakleische Einfluss bis heute spürbar geblieben.
Über das taktische Konzept kann man noch diskutieren: Vor allem in der ersten Hälfte war der Spielaufbau noch etwas sperrig, und nicht jeder verbale Paß kam an. Immerhin, die spielerische Intelligenz des Teams verhinderte, dass das System auseinanderfiel, und einzelne Momente – etwa der, in dem die Nation als Droge am Bahnhof gekauft wird – waren feine Kabinettstückchen In der zweiten Halbzeit liefen die dramaturgischen Fäden deutlich besser zusammen, und bis auf eine kritische Situation kurz vor Schluss ließ das Ensemble da nichts mehr anbrennen. Im Gegenteil: Wie da in einigen Szenen mit dem Geschehen um den Ball jongliert wurde, das war schön anzusehen, und bisweilen blitzte sogar etwas wie südamerikanische Eleganz auf. Aber deutsche Teams werden nicht dafür bezahlt, in Schönheit zu sterben: Die Null muss stehen, das Ergebnis muss stimmen, und wie sagt schon Trappatoni: Fußball ist ding dang dong. Nicht nur ding. So war’s auch gestern.
(Die Stadionbeschallung ließ allerdings zu wünschen übrig, das hatte ähnlich wenig Bezug zum Geschehen auf dem Platz wie seinerzeit Ady Zehnpfennig, der sich in der Halbzeitpause von Länderspielen mit der Hammondorgel durch’s Stadion kutschieren ließ.)
(Credit where Credit is due: Das schöne Foto stammt übrigens aus dem hübschen Blog Theaterzwang 2006 von Dyane Neiman.)
Noch ein Nachtrag: Ein Interview mit Regisseur Jörg Fürst gibt es bei den 11 Freunden.
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