Surf Riots und Meme-Mobs


Die Bilder kennt man ja: Brennende Autos, prügelnde Kids, zerschmissende Schaufensterscheiben. Aber zur Zeit kommen die Bilder nicht aus Frankreich oder England, sondern aus Australien: Seit zwei Tagen ziehen jugendliche Gangs marodierend durch Vororte von Sydney und prügeln auf alle ein, die irgendwie arabisch aussehen.

Was da ausgeprügelt wird, sind Territorialkämpfe, die jugendliche Gangs schon immer untereinander ausgetragen haben, und auch, dass das ganze durch rassistischen oder religiösen Zuordnungen aufgeheizt wird, ist nicht wirklich neu, nicht mal in Australien: Wo jetzt auf „Lebs“ Jagd gemacht wird, ging’s vorher gegen „Blackies“ oder „Wogs“. Es ist ja auch egal, wer da angefangen hat, irgendetwas, für das man dringend Rache nehmen muss, findet man immer.

Aber was ich beängstigend finde, ist, wie deutlich man hier (wie auch in Frankreich schon) sieht, dass mehr Kommunikationstechnologie nicht mehr Information bedeutet, besseres Bescheidwissen oder was auch immer, sondern zunächst mal nur ein schnelleres Durchschleudern von Gerüchten und Hörensagen. Tom hat gesimst, dass Paul ihm gesimst hat, was John gesimst hat … Ich glaube gar nicht mal, dass der Surf-Nazi-Mob, der da am Sonntag und Montag durch die Vororte von Sydney tobte, besonders gut organisiert war, er rollte einfach nur schneller an als Polizei oder sonst wer reagieren konnte.

Und das könnte schon eine düstere Zukunftsvision für die Großstädte sein, solche spontanen, unkontrollierbaren Ausbrüche marodierender Meme-Mobs, für deren Mobilisierung man nicht mehr Gründe braucht, als in eine SMS gehen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert