Es ist schon erstaunlich, wie oft manchen Linken rechtsdrehende Milchsäure hochkommt, wenn es um Israel geht. In der Jungen Welt zum Beispiel versucht uns Werner Pirker zu erzählen, in den Ausfällen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad gäbe es tatsächlich so etwas wie eine „Argumentationsebene“, ja sogar eine „Kernfrage, die der Iraner zu recht aufwarf“: „Warum muß das arabische Volk von Palästina für deutsche Verbrechen büßen?“
Ich finde das ja immer wieder entlarvend, wie viele der lautesten Kritiker des Zionismus eigentlich keine Ahnung davon haben. Man muss es Leuten wie Pirker wahrscheinlich immer wieder vorhalten, dass der Holocaust zwar den Anlaß gegeben hat, mit der Gründung des Staates Israel Ernst zu machen, dass aber die Idee eine viel grundlegendere ist, nämlich eine politische und institutionelle Struktur zu schaffen, in der jüdische Menschen keine Angst vor Verfolgung oder Diskriminierung haben müssen, auch nicht vor der amoklaufender Staatsoberhäupter in der unmittelbaren Nachbarschaft. Man kann darüber diskutieren, ob das in einer Region, wo Antisemitismus noch virulenter ist als in deutschen Redaktionsstuben, nicht eine vergebliche Hoffnung ist, aber das ist eine Diskussion, die auf einer anderen Ebene stattfinden muss als der, auf die sich die Ahmadineschads und Pirkers rumtreiben.
Wo die sitzen, da möchte ich nicht sein:
Die Leugnung des Holocausts ist nach deutschem Recht ein Straftatbestand. Diese Rechtsauffassung hat sich offenbar auch die imperialistische Gewaltdiplomatie zu eigen gemacht.
Mann sollte diese zwei Sätze genau lesen, denn was hier so zwischen den Zeilen mitgeschleift wird, das ist schon starker Tobak. Die Häme über „diese Rechtsauffassung“, die sich Pirker offenbar nicht zu eigen gemacht hat, und die Unterstellung, dass man, wenn man eine internationale Ächtung antisemitischer Parolen wünscht, gleich mit Bush in einem Boot sitzt, das ist nur eine wenig verkappte Variante dessen, was Ahmadineschad da seit Wochen in die Welt hinaustrompetet: Soll der Holocaust und seine Leugnung doch in Deutschland verhandelt werden. Alles andere ist „imperialistische Gewaltdiplomatie“.
Unter diesem Text steht das Sprüchlein, mit dem die junge Welt um Abonennten wirbt: „Dieser Artikel war nicht umsonst.“ Nein, ganz sicher nicht. Solche Artikel sind für den Arsch.
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