Wie oft hab ich mich nicht schon an einem verregneten Tag in meinen Ohrensessel zurückgezogen und in den Diskussionsseiten der Wikipedia geblättert. Es gibt nichts Besseres, um die Stimmung aufzuheitern. Aber auch die Versionsgeschichten haben ihren Reiz. Die hin- und herwogenden Fehden, Edits und Löschaktionen sind meistens aufregender als die Artikel selbst.
Der Spaß wird vielleicht in Zukunft etwas weniger werden: Nun hat Wikipedia-Mentor Jimmy Wales angekündigt, dass es zukünftig zwei Versionen geben soll: Eine offene, an der weiterhin jeder mittun kann, und eine „stabile“, deren Inhalte geprüft werden sollen.
Welche Version seiner eigenen Biographie dann wohl als die definitive durchgeht? Bisweilen legt Wales auch schon mal selbst Hand an, um die Daten zu seinem Leben auf Stand zu halten (schon etwas seltsam, dass der Mann, der das Wissen der Welt freisetzen will, so akribisch dabei ist, ein paar eigene Leichen immer wieder im Keller zu verscharren).
Die Nachricht von seinem Tode war natürlich auch etwas übertrieben und die Register-Aktion, wenn man’s genau nimmt, bloß ein blöder Philisterwitz. Das Doofe an der Wikipedia ist ja nicht, dass man da Quatsch reinschreiben kann. Quatsch kann man auch in sogenannten seriösen Quellen reinschreiben.
Die Wikipedia ist eher so die webseitige Institutionalisierung des Leserbriefs und der „Unverlangt eingesandt“-Rubrik. Die Enzyklopädisierung von Geocities, nur ohne auf- und zu klappende Briefkasten-GIFs. Ist ja auch schon was. Zumindest für verregnete Tage.
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