Das ist für mich die Meldung, die heute meinen Tag gemacht hat: Das Label Intermedium wird im März 2006 die Gesammelten Fußballhörspiele von Ror Wolf veröffentlichen. Zumindest kündigt das der Bayerische Rundfunk an (auf der Intermedium-Website fehlt noch jeder Hinweis).
An Wolf mußte ich erst kürzlich denken, weil ich eine Aufführung von Marc Beckers Wir im Finale gesehen habe, das in seiner collagenartigen Form durchaus an die Wolf-Hörspiele erinnert, allerdings ohne die gleiche anarchische Lust am De- und Neumontieren. Ich habe noch eine CD, die irgendwann in den Neunzigern auf dem Winz-Label Anabas herauskam (wenn ich mich richtig erinnere, zunächst sogar als Picture-Disc-LP in Form eines Fußballs) und die zwei Collagen Rückblick auf große Tage (WM 1974) und Cordoba Juni 13 Uhr 45 (WM 1978) enthält. Vor allem Cordoba macht heute noch Spaß und ist ein würdiges Tribut für den viel zu früh verstorbenen österreichischen Reportagevirtuosen Edi Finger: Dessen temperamentvolle Mixtur aus Heurigenseligkeit und freudig herausposaunter Schadenfreude kommt besonders gut im Kontrast zum deutschen Gegenpart Armin Hauffe, der die 2:3-Pleite gegen die Österreicher erst mit bürokratischer Arroganz, dann mit genervter Ernüchterung kommentiert.
Aber den Collagen haftet auch etwas Altmodisches an: Das sind Dokumente aus der Zeit vor Wie werde ich Heribert Faßbender, als Leute wie Hauffe, Michels und eben Faßbender sich tatsächlich noch als Oberverwaltungsbeamte und Sachwalter des Fußballs aufplustern konnten, und bevor es schick wurde, sich über sprachliche Patzer von Reportern und Spielern zu amüsieren. Heute versuchen Fußballreporter wie Reif, Kerner oder Beckmann einen diffizilieren Spagat: einerseits authentisch rüberzukommen und gleichzeitig so eine ironisch-feuilletonistische Meta-Ebene abzubilden. Das könnte man ja auch mal remixen.
Und dazu sollte man auch die Fußball-Texte von Ror Wolf wieder lesen. Im Booklet zur Anabas-CD ist eine der wunderbaren WM-Moritaten von Wolf abgedruckt: „Am Ende dann mit wehenden Gewändern:/die Fischer Chöre. Das ist nicht zu ändern.“ Wir werden’s sehen, im Juli.
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