Volker Koepps Pommerland habe ich mir aus mehreren Gründen angesehen. Einmal, weil ich Koepps bekanntesten Film, Frau Zwilling und Herr Zuckermann, sehr schätze und für einen der schönsten Dokumentarfilme der letzten Jahre halte. Zweitens, weil Pommerland dort entstanden ist, wo – wie ich seit diesem Jahr weiß – die Familie meiner Mutter ursprünglich her stammt: In Kaschubien, der ländlichen Region zwischen Stolp (nebenbei auch Pauls Heimat). und Danzig.
Am Ende war ich ein bißchen enttäuscht, weil der Film etwas unentschlossener und beliebiger wirkt als der bekanntere Vorgänger. Dort war Koepps zurückhaltende, fast protokollarische Regie genau richtig und angemessen, um den beiden titelgebenden Menschen und ihrer Geschichte den Raum zu bieten, den sie verdienten und mit ihrem Charme und ihrer Menschlichkeit auch ausfüllten. In Pommerland läßt Koepp mehrere Menschen auftreten, aber weil er sich selbst die gleiche Zurückhaltung auferlegt, verliert sich der Film etwas in einer beliebigen Aneinanderreihung von Lebensberichten.
Zumal Koepp auch Platz der einzelnen Geschichten sehr unterschiedlich bemessen hat. Viel Zeit nimmt das Ehepaar Bastosiewicz ein, das von der Instandsetzung eines alten Landguts erzählt, aber das verliert sich ein bißchen in der Anhäufung von bürokratischen und biographischen Details. Andere Geschichten, bei denen man gerne länger verweilen würde, wie zum Beispiel der netten Frau Hetmanska, werden nur kurz gestreift. Diese seltsam unsichere Herangehensweise spiegelt sich auch in den Bildern, die sich nicht recht entscheiden können zwischen Postkartenromantik und Naturalismus.
Das klingt nun, als ob ich den Film verreißen möchte: Ich hab ihn trotz dieser Schwächen gerne gesehen, nicht nur aus sentimentalen und familiären Gründen. Das Schöne an diesem Film, das ist die Langsamkeit und Langatmigkeit (im Sinne von ‚langer Atem‘), die den Menschen darin zugestanden wird und die viele Zwischenräume läßt für Blicke, Gesten und Andeutungen. Koepp ist zwar ein bißchen zu sehr bemüht, die zwischenmenschlichen Beziehungen harmonisch zu sehen, aber dabei gelingen ihm eine schöne und wirklich menschliche Bilder.
Überhaupt ist es ja immer bewegend, wenn man sieht, dass sich jemand tatsächlich noch Zeit nimmt für solche Geschichten. Das, was mir als Schwäche des Films vorkommt, ist vermutlich einfach zu erklären: Es gibt dort, im kaschubischen Pommerland, viel mehr zu sehen und zu zeigen, als man in neunzig Minuten vorführen kann. Das Leben dort ist so eintönig wie anderswo in der Provinz auch, aber eintönig kann auch heißen: auf einen Ton gestimmt. Den muß man lange nachhallen lassen, um ihn zu hören.
Dann noch schnell umgeschaltet zu Stephen King’s Kingdom Hospital , der amerikanischen Adaption von Lars von Triers Geister-Serie. Die Adaption muß in den USA wohl ein Flop gewesen sein muß, oder warum wird das sonst hier direkt auf Kabel 1 verwurstet? Kann man sich aber auch schenken, der US-Version fehlt komplett der anarchische Charme des dänischen Originals, das ist eher so ein verunglückter Bastard aus E.R. und Akte X, stromlinienförmig gecastet, mit realistischen Untoten und digitalen Monstern und noch so allerlei Quatsch. Das hat es wohl auch verdient, ein Flop zu werden.
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