Brot und Spiele


Hosteria

Außer Schwede bin ich auch gerne ab und zu mal Italiener. Zum Beispiel, wenn es darum geht, so einem hergelaufenen Investmentbanker wie diesem Jim O’Neill ein herzliches vaffanc… zuzurufen. O’Neill ist ein hohes Tier bei Goldman Sachs und war als solches bei der Hohen Tierschau in Davos. Dort hat er seine private Kröpfchen- und Töpfchen-Wertung der Nationen vorgeführt, und Italien kam bei ihm ganz schlecht weg: Außer cibo e calcio, Essen und Fußball, gebe es da nichts zu erwarten. Meint Herr O’Neill.

Nun finde ich ja ein Land, in dem man lecker essen und dabei ein spannendes Fußballspiel angucken kann, gar nicht so schlecht. Außerdem haben Brot und Spiele ja eine gewisse Tradition da unten. Gut, man muß natürlich einräumen, dass es auch bei den Staatsoberhäuptern gewisse Kontinuitäten gibt, nicht nur, was die gesanglichen Fähigkeiten angeht. Aber trotzdem, so geht’s nun wirklich nicht. Und wie könnte man so einem arroganten Goldman-Sechserl den Mund besser stopfen, als wenn man ihm mal zeigt, wo der Küchenlöffel hängt und der Bartolomeo den Chianti Classico holt. Ich tu also mal so, als sei ich auch ein Küchenrufer, schwing ich mich zum Capocuoco auf, und damit mir das alte Brot nicht umkommt, erkläre ich den heutigen Tag zum Restetag.

Ragazzi, facciamo una

Ribollita

Vorab schon mal: Dies ist ein Rezept, für das man Zeit braucht, aber hey, wir sind hier im Lande des Slow Food und nicht an der NASDAQ, also con pazienza, gedrängelt wird erst, wenn das Essen auf dem Tisch steht. Und nicht vergessen: Non si gioca con il cibo.

Die Zutaten

  • 3 EL Olivenöl
  • 1 große Zwiebel
  • 1-2 Knoblauchzehen
  • 300 g getrocknete Bohnen (Borlotti oder Cannellini)
  • 1 kleine Stange Lauch (oder 2-3 Frühlingszwiebeln)
  • 2 Karotten
  • 2 Selleriestangen
  • 300 g Weißkohl oder Wirsing
  • 1 l Gemüsebrühe
  • frischer Thymian, Salz, Pfeffer
  • 8-10 Scheiben altes Brot (wer einen italienischen Supermarkt in der Nähe hat, sollte das ungesalzene toskanische Weißbrot verlangen)

Die Zubereitung

  • Die Bohnen über Nacht einweichen. Am nächsten Tag im Einweichwasser aufkochen und bei kleiner Hitze mindestens 90 Minuten weichkochen.
  • Währenddessen Gemüse kleinschnippeln und Kohl in Streifen schneiden.
  • Öl in einem Topf erhitzen und die Zwiebel darin glasig dünsten.
  • Knoblauch hineinpressen, das übrige Gemüse ohne Kohl hinzufügen und unter Rühren andünsten.
  • Brühe angießen und Thymian hinzufügen, dann den Deckel aufsetzen und etwa 30 Minuten bei niedriger Temperatur garen.
  • Kohl hinzufügen und weitere 30 Minuten garen.
  • Die Hälfte der Bohnen pürieren, die Masse zusammen mit den übrigen Bohnen in den Topf geben und noch einmal 15 Minuten garen.
  • Die Suppe und die Brotscheiben in einem großen Topf schichten.
  • Über Nacht kühl stellen. Vor dem Servieren noch einmal aufkochen.

Dazu reicht man frischen Basilikum, Parmesan und Olivenöl. Getrunken wird dazu ein leichter Rotwein, zum Beispiel ein Crux Bibbiani. Ein leckerer Landwein tut’s aber auch.

Ein Hinweis vielleicht noch: Ribollita ist ein klassisches Resteessen, man muß sich also nicht pedantisch an die Mengenangaben halten, und gerne kann man auch das eine oder andere Gemüse weglassen oder hinzufügen, was der Kühlschrank noch so hergibt: Zucchini oder Kartoffeln zum Beispiel. Die Carnivoren unter uns dünsten 100 g Speck mit den Zwiebeln und kochen einen Schinkenknochen mit.

Auf jeden Fall, cari amici azzuri, nach so einer deftigen Bohnen- und Kohlsuppe würd ich stracks ins Büro des Signore O’Neill marschieren. Dann soll er mal sehen, was man im Lande von Cibo und Calcio noch zu leisten vermag. Forza Italia!

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