In den Vororten findet man noch manche Überreste aus den früheren Kriegen. Da, wo es noch keine Technologieparks gibt und die Lage selbst für die Ansiedlung von Etap-Hotels oder neuen sozialen Brennpunkten zu unattraktiv ist. Im Gremberger Wäldchen zum Beispiel, einer kleinen Ansammlung magerer Bäumchen, im Windschatten von Autobahnkreuz, ICE-Trasse und Schrebergärten. Da steht ein geklinkertes Etwas, mehr überdachte Mauer als Gebäude, und gammelt vor sich hin, ein Rest vermutlich der alten preußischen Befestigungsanlagen, die rings um Köln gezogen waren.
Von diesen Anlagen sind vor allem die Forts noch geblieben: Die meisten haben überlebt, weil sie an Kleingärtner-, Karnevals- und Motorradvereine vermietet wurden. Geblieben sind auch die flachgelegten Grabsteine im Jüdischen Friedhof von Deutz: Die preußischen Soldaten brauchten freie Sicht, deswegen durften die Steine nicht aufrecht stehen. Ansonsten findet man die Preußen nur noch in einigen Straßennamen: Alter Militärring, Moltkestraße, Bismarckstraße.
Diese Ruine hier, eingequetscht zwischen Bahntrasse und A 559, interessiert auch niemanden mehr. Ein Fort ist das wohl nicht gewesen: Mehr als einen schmalen Laufgang und ein paar angrenzende Räume gibt es hier nicht, Fenster scheinen sich nur an einer Seite des Gebäudes befunden zu haben. Möglicherweise war das so eine Art Depot, so wie es heute vor allem eine Müllkippe zu sein scheint. Ein paar Utensilien sind wohl Werkzeuge von Straßen-, Wald- oder Bahnarbeitern: Eine Schaufel steht da in der Ecke, leere Farbeimer dort drüben. Vielleicht sind die Teppichreste und der Einkaufswagen auch von ein paar Pennern hierhin geschafft worden, die sich im Sommer in diese Bruchbude zurückziehen.
Jetzt, im Winter, ist das Gebäude leer, und es war auch schon länger niemand mehr hier, jedenfalls riecht man nichts von den Gerüchen und Gestänken, die Menschen sonst hinterlassen. Vielleicht liegt das aber auch nur an der Kälte. Trotzdem fühlt man eine Beklemmung hier drin, das alles ist schon zu lange tot und verlassen und man kann sich nicht mehr ernsthaft vorstellen, wie hier preußische Soldaten gesessen und gefroren haben könnten.
Also lieber wieder nach draußen, in einen unsagbar hellen, aber auch fürchterlich kalten Wintertag. Raus auf den vereisten Weg, auf dem die Schatten der Bäume tatsächlich wie Zebrastreifen aussehen. Wäre nicht das Rauschen der Autos und Schnellzüge, dann könnte man das hier fast idyllisch finden. Es fällt einem erst nach einigen Minuten auf, dass man im Mund einen merkwürdigen Geschmack hat, als hätte man in ein staubiges Brot gebissen und nicht richtig runtergeschluckt.
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