Es ist schon ein kurioser Zufall, dass nur ein paar Wochen vor der ganzen Karikaturen-Kontroverse ein Film mit dem Titel Looking for Comedy in the Muslim World in die US-Kinos kam. Regisseur, Autor und Hauptdarsteller ist Albert Brooks, Saturday Night Live-Veteran und ansonsten höchstens als amerikanische Stimme von Marlin in Findet Nemo bekannt (ein Umstand, der im Film scheinbar auch für ein paar Lacher gut ist). Das wäre ja nun wirlich mal eine interessante (und möglicherweise auch deeskalierende) Idee, Humor und Komik in der islamischen Welt aufzusuchen, anstatt immer nur zu behaupten, es gäbe sie dort nicht (und immer nur die zu zitieren, die eindeutig keinen haben).
Es ist ja doch bezeichnend, wie oft jetzt behauptet wird, es gäbe zum Beispiel kein muslismisches Pendant zum Leben des Brian, aber woher wissen die das alle so genau? Es ist sicher schwer vorstellbar, dass so ein Film in, sagen wir, Saudi-Arabien gedreht werden könnte, aber es gibt ja auch ganz andere muslimische Gesellschaften, in Westafrika etwa, wo es allem Anschein nach auch noch gar keine antidänischen Demonstrationen gegeben zu haben scheint. Aus der Türkei weiß ich, dass muslimische Würdenträger häufig als Witzfiguren herhalten müssen, und ich kann mich erinnern, vor ein paar Jahren einen Beitrag auf Arte oder 3sat gesehen zu haben, in dem eine englische Komikerin vorgestellt wurde, die auch bekennende Muslima war, und die zog schon ganz ordentlich vom Leder.
Mich würde das also wirklich mal interessieren, wie Comedy, Satire und Komik in der muslimischen Welt aussehen (was immer man mit „muslimischer Welt“ verstehen mag). Den Film von Brooks kann man ja leider noch nicht sehen bei uns. Die Story, muss ich zugeben, finde ich durchaus reizvoll: Die USA wollen eine neue Charme-Offensive starten und schicken deshalb Brooks in den mittleren Osten, um herauszufinden, worüber Araber lachen können, was dann zu einigen kulturellen Mißverständnissen und diplomatischen Verwicklungen führt.
Die meisten Kritiken, die ich bisher gelesen habe, klingen allerdings nicht sonderlich euphorisch: Der Film scheint sich eher um Brooks selbst zu drehen als um das, was der Titel behauptet. Auch ein bißchen komisch, dass ein Film mit einem solchen Titel ausgerechnet in Indien gedreht und die meisten muslimischen Charaktere mit Nicht-Moslems besetzt wurden, aber das mag auch organisatorische Gründe haben. Im besten Fall ist das wohl eine ganz nette amerikanische Komödie, ein bißchen Woody Allen light, das scheint auch der Trailer, den man sich hier anschauen kann, anzudeuten.
Ein Zitat aus dem Promo-Interview mit Brooks fand ich dann allerdings doch sehr interessant: (Die Site ist in Flash, deswegen kann man es leider nicht direkt verlinken.)
I was in the biggest mosque in India and they never allow any filming in that mosque. I’m a Jewish man and I don’t think there’s been 15 Jewish people in that mosque ever. But in order to get permission I had to talk to the Imam, the man who is head of the mosque. And I’m just having a private discussion with him and telling him I’m doing a movie about a character who has come to this part of the world to find out what makes people laugh. And he started to laugh. And then he said, ‚Okay‘, so I felt like a diplomat for two minutes.
Vielleicht sollt man den Imam mal interviewen. Humor scheint der Mann jedenfalls zu haben.
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