es gibt da einen alten Spruch aus einer schon etwas älteren Revolution: Traue niemandem, der unbestechlich ist. Es könnte ein Robespierre sein. Auch bekannt in der Version: Is that a guillotine in your pocket, or are you just pissed off to see me?
Es ist ja nichts Neues, dass manche Menschen Transparenz nur so lange gut finden, wie sie nicht einem selber gilt. Nun mag es ja sein, dass einem da manchmal Behauptungen unterkommen, gegen die man etwas einzuwenden hat. Vielleicht auch zu Recht. Wenn man für eine Organisation arbeitet, die sich Ideale wie „Transparenz, Verantwortlichkeit, Integrität, Solidarität, Zivilcourage, Gerechtigkeit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ in ihren Verhaltenskodex schreibt, dann sollten einem da einige passable Möglichkeiten einfallen, wie man solche Einwände formulieren kann.
Zumindest müßte man dann bemerken, dass es vermutlich keine sonderlich gute Idee ist, wenn man eine E-Mail formuliert, deren rhetorischer Habitus mehr auf die Straßen von Neukölln zu passen scheint als zu einer Organisation, die für eine saubere Politik kämpfen möchte. Es könnte sich ja sonst der eine oder andere fragen, welches Verständnis von Zivilcourage, Demokratie oder Rechtsstaatlichkeit vorliegt, wenn man einerseits betont, dass man sein „Urteilen und Handeln mit gesicherten Informationen und professionellen Analysen“ untermauern möchte, andererseits damit kokettiert, zur Begründung von Vorwürfen zu faul zu sein oder keine Zeit zu haben oder warum auch immer man meint, sich sowas „ersparen“ zu dürfen.
Man sollte sich so was gut überlegen. Am Ende schafft so ein Vorgehen nämlich mehr Transparenz als man eigentlich haben wollte. Auf einmal gibt es Anrufe und Nachfragen, die man unter Umständen gar nicht so gern beantworten will. Und dann kommt vielleicht noch jemand auf die Idee, dass es womöglich ein verdienstvollerer Auftrag wäre, unverschämtheitsfördernde Strukturen und Rahmenbedingungen in allen Lebensbereichen zu identifizieren und so zu verändern, dass Unverschämtheit gesellschaftlich geächtet und nachhaltig eingedämmt wird.
Wir können da ja gerne mal drüber reden.
Update: Moni, die Bloggerin, hat den ersten Text inzwischen vom Netz genommen und hat auch gute Gründe dafür. Nachlesen kann man ihn u.a. noch hier. Die E-Mail ist noch online, aber ich dokumentiere sie, für alle Fälle, auch gerne noch mal hier, für Recherchezwecke natürlich. Texte dieser Art kann man ja auch nicht oft genug dokumentieren. Nebenbei: Interessant finde ich ja, dass der Verfasser sich das Auformulieren seiner Vorwürfe zwar gespart hat, aber Zeit genug hatte, um den genauen Namen der Betreiberfirma und des Services rauszufischen. Sage keiner, dass man sich da keine Mühe gibt.
Sehr geehrte Frau xxx,
Sie haben unter der Adresse http://wasweissich.twoday.net/stories/1407348/ innerhalb des von der Fa. Knallgrau New Media Solutions GmbH betriebenen European Weblog Hosting Service twoday.net einen Text unter der Überschrift „Transparency Deutschland“ ins Netz gestellt, der in erheblichem Maße die Persönlichkeitsrechte der von mir vertretenen Organisation verletzt. Der Text basiert offensichtlich im wesentlichen auf Informationen unserer ehemaligen Mitarbeiterin Frau xxx, der ebenfalls erhebliche Rechtsverletzungen vorzuwerfen sind.
Die von Ihnen aufgestellten Behauptungen entsprechen im wesentlichen nicht den Tatsachen, da wo es sich um Ihre Bewertungen handelt wird der Tatbestand der rechtswidrigen Schmähkritik erfüllt.
Ich erspare es mir zunächst, auf Einzelheiten einzugehen, sondern gebe Ihnen Gelegenheit, den Text unverzüglich, spätestens bis zum 26.03.2006, 24.00 Uhr aus dem Netz zu nehmen.
Sollte das nicht erfolgen, kündige ich Ihnen schon jetzt eine strafbewehrte Unterlassungserklärung und ggf. eine einstweilige Verfügung an. Ich gehe davon aus, dass Sie sich über die rechtlichen, aber auch finanziellen Konsequenzen, die sich daraus für Sie ergeben werden, klar sind.
Mit freundlichen Grüssen
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