Letztes Titelbild vor dem Krieg


Tel Aviv

Lisa Goldmans Blog habe ich hier schon mal kurz erwähnt. Im aktuellen Konflikt ist das einer der Blogs, zu denen ich immer wieder zurückkomme: Weil man hier jemandem zuhören kann, der selbst erst versucht zu verstehen, was eigentlich los ist, und zwischen dem Trommelfeuer von Granaten und Propaganda ein Recht auf das eigene Denken und Fühlen behauptet. Und weil man lernt, dass Angst nicht das dümmste Argument gegen einen Krieg ist, weil sie es so schwer macht, die Dinge klar zu sehen.

Wenn sich die Bilder und Statistiken des Grauens in den Mainstream-Medien abschleifen, sind es oft an die banalen Alltagsgeschichten, die die Dramatik der Ereignisse noch deutlich machen. Wie zum Beispiel die Geschichte über die Time-Out-Redaktionen in Tel Aviv und Beirut, über die Freundschaft zwischen den beiden Chefredakteuren und die Schwierigkeiten, sie zur Zeit aufrecht zu erhalten. Man kann schon aus den Titelbildern viel mehr lernen als aus manchen politischen Journalen: Wenn eine banale Ankündigung wie „FREE! Kids‘ special“ auf dem Beiruter Cover plötzlich eine besondere Tragik bekommt, weil man keinem Kind mehr wünschen mag, in dieser Stadt zu leben. Wenn man unter dem Galgenhumor des israelischen Ausgabe den Wunsch spürt, eigentlich nur eine ganz normale Mittelmeer-Metropole zu sein, mit alleengesäumten Straßen und häßlichen Hochhäusern, und die Welt am kleinen Flüsschen in der Mitte enden zu lassen.

Time Out Beirut

P.S.: In Goldmans Blog gibt es übrigens einen Artikel aus dem Wall Street Journal, der das macht, was die Süddeutsche kürzlich versäumt hat, nämlich über die israelisch-libanesische Blogosphäre zu schreiben und ein paar der erwähnten Blogs auch zu verlinken.

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