François Weyergans kommt im Oktober auf eine kurze Lesereise nach Deutschland. Weyergans kennt man hier bestenfalls als den Schriftsteller, dem es im vergangenen Jahr gelang, beim renommierten Prix Goncourt Michel Houellebecq auszustechen.
Nun ist das mit dem Goncourt ein wenig wie mit dem Nobelpreis: Als Ausweis literarischer Qualität kann man ihn nicht immer gelten lassen, er ist eher ein Sensorium für die Kräfteverhältnisse im französischen Literaturbetrieb. Aber mit Weyergans‘ Roman Trois jours chez ma mere hat es tatsächlich mal einen Guten erwischt. Inzwischen gibt’s das Buch auch auf deutsch (was den Anlaß für Weyergans‘ kleine Tournee bietet), übersetzt hat es Bernd Schwibs, der immerhin auch schon Mitterand, Bourdieu und Deleuze/Guattari ins Deutsche übertragen und bei Weyergans, soweit ich das nach flüchtigem Durchblättern beurteilen kann, eine gute wohltuend solide Arbeit geleistet hat. (Das ist im Haus DuMont, wie Daniel-Pennac-Anhänger wissen, leider keine Selbstverständlichkeit.)
Das Buch erzählt die Geschichte eines Autors, der mit dem Schreiben eines Romans nicht fertig wird und dessen Blockade noch in der Sorge um seine Mutter verstärkt wird. Schwierigkeiten beim Schreiben sind nun kein neues Thema, aber Weyergans macht daraus ein Spiegelkabinettstückchen, mit so vielen fröhlichen Facetten und promisken Prismen, dass man als Leser mit viel Amüsement und wachsender Sympathie durch diesen Irrgarten eines literarischen Cavaliers taumelt.
Wer will, kann das ganze dann ausdeuten als satirische Dekonstruktion ödipaler und narzißtischer Schreibvoraussetzungen, über Selbstreflexion über den inneren Zusammenhang von literarischer Produktion und sexuellem Begehren. Aber eigentlich, glaube ich, geht es nur darum, dass drei Tage, die man mit seiner Mutter verbringt, manchmal mehr Gewicht haben als die bloße Möglichkeit einer Insel.
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