Cavaliere ante portas


Ein leicht verfälschtes Zitat aus einer großen deutschen Tageszeitung:

Während die Nachmittage mit Filmwiederholungen, Billigshows und Reality-Serien überbrückt werden, gehört der Abend entweder amerikanischen Filmen oder – neben neuerdings auffallend wenigem, weil teurem Sport – den Familienshows, […] bei denen handelsüblich blondierte Soubretten allerlei Zusammentreffen von Prominenten organisieren. Weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick unterscheidet sich die Endlosschleife des Privatfernsehens von den staatlichen Programmen, wo gleichfalls marktschreierische Formate, Reality-Soaps und Sport vorherrschen.

Die Androhung von Berlusconis Ankunft auf dem deutschen Fernsehmarkt sorgt im Medienfeuilleton ja für reichlich Aufregung. Überall werden die dunklen Töne ausgepackt, um Alptraumszenarien an die Wand zu menetekeln. Das Problem ist nur: So viele düstere Farben stehen gar nicht mehr zur Verfügung, um den Kontrast zur deutschen Medienlandschaft möglichst prägnant erscheinen zu lassen. Schließlich sind die Medienmacher hierzulande schon eifrig dabei, das, was Berlusconi anrichten könnte, selbst zu besorgen. (Eine allzu nachvollziehbare Diskussion dazu kann man gerade hier nachlesen.)

Ich habe weiß Gott keine große Sympathie für Berlusconi, und natürlich gibt es auch einige substanzielle Argumente, die dafür sprechen würden, ihn vor der Tür zu lassen. Aber da geht es dann eher um die politische Komponente, die bei einem solchen Deal ins Spiel kommt: Um Berlusconis unselige Verquickung von medialer Macht, politischem Einfluss und Privatwirtschaft. Was die Qualität des deutschen Fernsehens angeht, und den Unterschied zum italienischen Niveau, da muss man sagen: Selbst ein Berlusconi kann den Quark kaum noch breiter treten, als er ist.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert