Gus Bofa

Diesen Namen kannte ich noch nicht, oder jedenfalls nicht wirklich: Gus Bofa, mit richtigem Namen Gustave Blanchot, geboren 1883 in Brive-la-Gaillarde, das liegt in der Corrèze: tief in der französischen Provinz also, gestorben ist er 1968 in Südfrankreich. Dazwischen war er Grafiker, Illustrator, Karikaturist und Werbezeichner, Kostüm- und Bühnendesigner, außerdem Schriftsteller, Kritiker, Songtexter und Redakteur von Zeitschriften wie Rire oder La Petite Semaine: Satirische bunte Blätter, vergleichbar mit dem englischen Punch oder dem deutschen Simplicissimus. Ich kenne die Namen dieser Zeitschriften ebensowenig wie die vieler Autoren, deren Werke Bofa illustriert hat: Pierre Mac Orlan, Raymond Hesse, Georges Courteline, geschweige denn die Titel der Werke, die Bofa selbst verfaßt hat.

Aber wenn ich mir diese wunderbare Website anschaue, dann will ich diese Bücher unbedingt kennen lernen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht doch irgendwo schon Bilder von Bofa gesehen habe: Mein Vater hatte ein ganzes Arsenal von humoristischen Anthologien, wie sie etwa Erich Kästner immer mal herausgegeben hat. Einiges von Bofa hätte da gut reingepaßt, neben Bilder von Heinrich Zille, Olaf Gulbransson oder Walter Trier zum Beispiel.

Vielleicht meine ich auch nur, schon etwas von ihm gesehen zu haben, weil man in seinem Stil das zeichnerische Erbe all der Goyas und Toulouse-Lautrecs aufscheinen sieht, und weil man bis zu Sempé und Waechter eine lange Phalanx von Geistesgenossen aufzählen könnte. Weil er wie die alle kein reiner Witzezeichner ist, aber selbst in den tragischen und melancholischen Momenten noch ein Auge für das Bizarre, das Komische und das Groteske hat. Weil seine Zeichnungen so aussehen, wie sich Texte von Swift oder Sterne lesen. Und damit ist noch gar nicht mal von der ganzen frankophonen Comic-Tradition geredet, für die ich ihn auch mal ans Ahnherrn nominieren würde.

Aber wie gesagt, das muss ich erst alles noch im Detail anschauen, seine Bilder zum Don Quichotte oder die Geschichte vom kleinen Gott Désiré Rollmops zum Beispiel. Für den Moment reicht mir auch das hier..