Es ist fast immer Winter auf den Bildern von Nuri Bilge Ceylan. Und wenn man schon einmal einen verschneiten und eiskalten Januar in Istanbul miterlebt hat, dann kann man nur sagen: Es sieht wirklich genauso aus wie auf diesen Fotos. Die Farben scheinen aus der Stadt ausgewaschen zu werden, nur ein paar rote und braune Flecken bleiben übrig. Alle Zeit ist aus der Stadt verschwunden, die alte Straßenbahn auf der Istiklal bimmelt sich durch den dichten Nebel wie eine vergessene Weihnachtsdekoration. Selbst der infernalische Verkehr dröhnt an solchen Tagen nur noch verhalten und fast erstickt durch die Schneemassen. Ab und zu bleibt ein Auto stecken im Matsch, der die Hänge hinuntergleitet, dann jault es verzweifelt und wütend auf wie ein angeschossenes Tier. Menschen sind nur noch kleine Ziffern in diesem grauen und weißen gemisch, und sie irren wild durcheinander, als müssten sie die Ausrufe der Straßenhändler illustrieren: „Bir milyon! Bir milyon!“
Und über allem hängt der orangene, giftige Schleier, der aus den Holzkohleöfen aufsteigt, und legt sich wie ein verirrtes Nordlicht über Minarette und Hochhäuser.
Es gibt nicht nur Bilder von Istanbul bei Ceylan. Aber diese haben mich heute am meisten bewegt. (Via.)
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