Die Tulpenmanie ist ein Mythos. Das heisst, die Manie hat’s schon gegeben, aber nicht die katastrophalen Konsequenzen, die ihr zugeschrieben werden. Behauptet zumindest die Historikerin Anne Goldgar.
Zum einen haben lange nicht so viele Menschen in die Tulpenzwiebeln investiert wie behauptet wurde: Der Boom erfasste einen relativ überschaubaren Teil der holländischen Bürgerschaft. Und pleite gegangen ist durch den Crash auch niemand, sagt Goldgar.
[F]ew buyers actually paid the exorbitant prices they had agreed. The crucial point is that this was a futures market. The flowers spent most of the year underground. Trades were made constantly, but were only paid for in summer when the bulbs were dug up. In the summer after the crash, most buyers simply refused to accept and pay for their bulbs. Some paid the sellers a small recompense, usually less than 5 per cent of the agreed price. These modest payouts don’t seem to have ruined anyone.
Wenn die Tulpenmanie also überhaupt etwas zerstört hat, dann den traditionellen Ehrenkodex von Treu und Glauben, der die holländische Kaufmannskultur bis dahin fundiert hatte: Ausgelöst wurde eher eine soziale Krise als eine finanzielle. Deswegen mag die Tulpenmanie so verstörend auf die Zeitgenossen gewirkt haben, und das erklärt vielleicht, warum so heftig darauf reagiert wurde.
Denn auf lange Sicht hatten die Protagonisten der Tulpenspekulation ja recht: Mit Blumenzwiebeln lassen sich tatsächlich gute Geschäfte machen. Bis heute:
Today the Netherlands has 90 per cent of the international flower trade. Fortunes really are made in tulips.
Anders gesagt: Spekulationsblasen sind nicht die Sache an sich, sondern allenfalls die verzerrte Wahrnehmung davon. Es ist richtig, sie zum Platzen zu bringen, aber das muss ja nichts heissen, dass darunter nichts mehr übrig bleibt.
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