Der SC und die Schlüssel


Als Anhänger des SC Freiburg ist man ja einiges gewohnt aus dem letzten Jahr, aber noch nicht, dass der Verein mal im Mittelpunkt einer bizarren Vorführung steht, wie Qualitätsjournalismus heutzutage funktioniert. Wie die Bild zur Behauptung gekommen ist, Finke habe seine Schlüssel nicht zurückgegeben, deswegen habe der SC die Schlösser zum Management-Büro austauschen müssen, ist dabei eigentlich egal; die Geschichte passt so oder so dahin. (Nach den Schlammschlachten vom letzten Jahr ist es vielleicht sogar möglich, dass jemand vom Verein so etwas angedeutet haben könnte, und wenn auch nur im Flachs.) Viel interessanter ist aber, wie diese Anekdote ihre Runde durch andere Redaktionen und Nachrichtenagenturen gedreht hat, und zum Beispiel bei der dpa und beim sid gelandet ist, ohne dass man sich dort der Mühe einer weitergehenden Recherche unterzogen zu haben scheint. Selbst wenn an der Geschichte was dran gewesen sein sollte, das Nachrichtenwert besessen hat, ist es doch erstaunlich, wie selbstverständlich die Version der Bild-Zeitung nacherzählt wurde. Und wie schwer sich die Nacherzähler damit tun, die Geschichte zu korrigieren oder zumindest zu erklären, wie sie zu Stande gekommen ist. Und was einen Claus Vetter geritten hat, im Tagesspiegel die Anekdote aus dem Vereinsheim in die populärpsychologische Gartenlaube zu verlegen, will ich ja gar nicht wissen. (Eher unfreiwillig komisch auch diese Glosse von einem Arnd Festerling in der Frankfurter Rundschau, der mit „gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen“ kokettiert, aber gleich dreimal den Namen des Vereins falsch schreibt.)

Auf der Website des sid prangt übrigens groß ein Banner: „Praktikanten gesucht“. Vermutlich ein interessanter Job. Wo sonst darf man so früh an Schlüsselgeschichten mitarbeiten?

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