Das Interview, das Geoff Manaugh vom BLDGBLG mit der englischen Althistorikerin Mary Beard geführt hat, ist ein Highlight. Nicht nur, weil man darin erfahren kann, dass Beard eine sehr interessante Reihe von Büchern über herausragende Bauwerke herausgibt Wonders of The World – und nebenbei noch ein eigenes – und sehr lesenswertes – Blog namens A Don’s Life betreibt, in dem es zur Zeit vor allem um Pompeji zu gehen scheint.
Man könnte absatzweise aus diesem munteren Gespräch über klassische Architektur, römisches Zeremoniell und intelligente Ignoranz zitieren. Am interessantesten finde ich aber die kleine Diskussion über die Bedeutung von Authentizität, die sich am Anfang des zweiten Teils findet. Da geht es um verschiedene kulturelle Sichtweisen von Kopie und Reproduktion. Und Beard beantwortet den Hinweis auf die chinesische Kultur, in der die Kopie nicht für einen Mangel an Originalität steht, sondern für eine Verbeugung vor dem Original, mit dem Verweis darauf, dass es auch in der europäischen Tradition ähnliche Auffassungen gegeben hat.
But, certainly, in the eighteenth century and early nineteenth century, plaster casts were the object that provided people with „real“ connection with the classical world. The plaster cast was, in a sense, the fount of classical art and classical knowledge, and people like Goethe were inspired not so much by what we would think of as the authentic marble object, but by looking at plaster casts.
Interessanterweise steigt der ideologische Wert des „Originals“ ja parallell zur technischen Reproduzierbarkeit: Je besser man etwas nachmachen kann (und im Nachmachen vielleicht sogar „besser“ machen kann), umso größer das Bedürfnis, das Original zu bewahren oder in Kontakt damit zu kommen. Wobei auch die Kopien heute noch ihren Platz und ihre Funktion haben, wie Beard am Beispiel des Merchandising erläutern kann: „‚Authenticity‘ is always a trickier idea than we think it is.“
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