Ars moriendi


Es scheint so, als ob die US-Kreditkrise über Bande nun auch die Technologiebranche erreicht. 20 Prozent aller Start-Ups im Silicon Valley kommen derzeit nicht an ihr Kapital, behauptet Techcrunch. Der Grund: Zahlreiche Firmen haben sich offenbar dazu bewegen lassen, ihr Kapital in sogenannten Auction Rate Securities (ARS) anzulegen – und damit in einen Markt, der gerade eingefrorern ist.

ARS sind ein spezieller Typus langfristiger Anleihen, die vor allem von öffentlichen Körperschaften in den USA gerne ausgegeben wurden. Die Besonderheit: Die Zinssätze werden dabei in relativ kurzen Zeitabständen (etwa wöchentlich bis monatlich) immer wieder neu festgelegt, und zwar im Rahmen einer Versteigerung. Das koppelt die ARS an Angebot und Nachfrage, was den Herausgebern niedrige Zinssätze bringt und den Investoren die Möglichkeit bot, ihre Investments bei Bedarf zu veräußern und für Liquidität zu sorgen.

Weil diese Versteigerungen in den vergangenen Jahren so gut wie nie platzten, galten ARS als attraktives und vergleichsweise sicheres Instrument. Nicht mehr: Zur Zeit floppen die Auktionen gleich serienweise, weil die Nachfrage im Keller ist. Allein am 13. Februar waren es 258, das heißt 67 Prozent aller Auktionen, die für diesen Tag angesetzt waren (und fast sechs Mal so viel wie im gesamten Zeitraum zwischen 1984 und 2007). So lange keine Auktion stattfinden kann, liegt das Kapital der Investoren auf Eis.

Und das scheint nun für einige Silicon-Valley-Unternehmen zu gelten. Glaubt man dem Techcrunch-Artikel, scheint die Hoffnung auf ein scheinbar sicheres und zugleich liquides Vehikel eine ganze Reihe von Firmen verführt zu haben. Dass es sich bei dem Kapital, das in ARS investiert wurde, meist um Venture Capital handeln dürfte, macht die Sache nicht besser, schon gar nicht, wenn die Vermutung von Techcrunch (und anderen) zutreffen sollte, dass einige VCs von den Investmentaktivitäten ihrer Portfolio-Firmen nichts mitgekriegt haben.

Der ARS-Markt ist natürlich nur einer von den vielen Dominosteinen, die im Moment umfallen. Mit einem Volumen von schätzungsweise 330 Millionen Dollar aber immerhin kein ganz Unbedeutender. Und er zeigt, wie breitflächig die Kreise sind, die die Finanzkrise zieht: Da gibt’s keine Inseln der Seligen mehr.

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