Nubbeldud


Nubbeldud

Nubbeldud: ein Wort, das Google noch nicht kennt (was sich aber hiermit wohl ändern dürfte). Dabei wurde genau das gestern in meiner Strasse gefeiert. Was ein Nubbel ist, weiß das World Wide Web natürlich schon längst, auch dank Wikipedia, nämlich

eine zurechtgemachte und angekleidete mannsgroße Strohpuppe [und] die Figur des Sündenbocks im rheinischen Karneval. […] Der Nubbel hängt in der Karnevalszeit über vielen Kneipen und wird in der letzten Karnevalsnacht verbrannt.

Weil der Kölner die Abwesenheit von Karneval nur schwer erträgt, sucht und findet er gerne auch weitere Anlässe zum Feiern, und natürlich lässt sich auch ein „Nubbeldud“, der Tod eines Nubbels, zu anderen Jahreszeiten inszenieren. Zum Beispiel bei einer ordentlichen Veedelskirmes.

Straßenfeste haben es zur Zeit schwer in Köln, einige sind abgesagt worden oder stehen auf der Kippe. Die Schuld wird an einigen Stellen gesucht: Die GEMA-Gebühren seien zu hoch, heißt es, außerdem wird ein großer Teil der Feste in und um Köln von einer einzigen Agentur organisiert, was zu ihrer Gleichförmigkeit und Austauschbarkeit geführt habe, monieren einige Einzelhändler. (Die sind wiederum nicht mehr so scharf auf Straßenfeste nicht mehr so angewiesen, seit es verkaufsoffene Feiertage gibt und damit andere Gelegenheiten, auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten auf sich aufmerksam zu machen.)

Die Kunibertskirmes ist eher eine Block-Party auf mikrokosmischer Ebene, für die paar Menschen, die zwischen Thürmchenswall und Unter Krahnenbäumen wohnen. Hätte uns der freundliche Kellner des „Köbes“ (Eckkneipe und Epizentrum des Spirits of Saint Kunibert) nicht darauf hingewiesen, hätten wir auch gar nichts davon mitbekommen und uns allenfalls über die fröhliche Dixieland-Combo gewundert, die plötzlich die Straße entlang marschierte.

So war’s dann einer dieser feinen Momente, in dem sich kölsches Jemööt und der Weltgeist fröhlich eins zu prosten. Auch wenn dem chinesischen Musikstudenten neben uns die Erklärung, dass die Leute da einfach mal so feiern und vermutlich gar keinen Anlass dazu haben, nicht recht einleuchten wollte. Umso besser gefiel ihm dann das echt kölsche Fazit des Abends, ein wahrer Call-and-Response-Klassiker rheinischer Straßenkultur, nämlich das gute alte Lied vom Paraplü:

Es dat nit dat Engk vum Leed,
jo, dat es dat Engk vum Leed.

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