Ballardian adj) 1. of James Graham Ballard (born 1930), the British novelist, or his works 2. resembling or suggestive of the conditions described in Ballard’s novels and stories, esp. dystopian modernity, bleak man-made landscapes and the psychological effects of technological, social or environmental developments.
Der englische Schriftsteller J.G. Ballard ist am Sonntag verstorben. Bei Google News findet man auf der Suche nach Nachrufen dazu folgende Text/Bild-Preziose:
Google News ist ein besonders ballardianisches Monstrum: Wenn man sich durch die Gleichförmigkeit der Info-Schnipsel scrollt, überkommt einen nach einer Weile ein ähnliches Gefühl der Apathie und Ödnis wie auf Agoras moderner Städte. Es scheint alles vorhanden, was man irgendwie mal brauchen könnte, ohne dass ein Grund sichtbar wäre, warum man mehr zur Kenntnis nehmen sollte als dieses Vorhandensein.
Meine Befürchtung, wie die Zukunft aussehen könnte, würde ich in einem Wort zusammenfassen: langweilig. Das ist meine große Befürchtung: Alles ist schon passiert, nichts Aufregendes oder Neues oder Interessantes wird jemals wieder passieren … die Zukunft wird bloß zu einer ausgedehnten, Gleichförmigkeit erzwingenden Vorstadt der Seele.
– J.G. Ballard, ca. 1984
In Deutschland ist Ballard erstaunlich wenig rezipiert worden, und die meisten Übersetzungen seiner Bücher sind vergriffen. Antiquarisch ist aber vieles noch zu bekommen: Zahlreiche Titel erschienen in der legendären Phantastischen Bibliothek des Suhrkamp-Verlags, aber ähnlich wie andere Autoren dieser Reihe (Philip K. Dick etwa) scheint das Ballard auf die Schublade eines zwar ganz innovativen, aber doch aufs Genre reduzierbaren Science-Fiction-Autors festgelegt zu haben. Genre interessiert das deutsche Feuilleton eben nur sporadisch.
Ich habe Ballard nur sporadisch gelesen, aber die Bücher, die ich kenne, sind allesamt lesenswert: Der Hochhaus-Roman High-rise ist Architektur-Kritik mit sehr effizienten literarischen Mitteln und mit seinem düsteren Szenario nicht weit entfernt Horror-Filmen wie Cronenbergs Shivers. (Cronenberg verfilmte später den Ballard-Roman Crash, aber beides – Buch und Film – fand ich weniger überzeugend.) Concrete Island ist Hybrid aus Robinson Crusoe und Franz Kafka, eine böse Satire über einen Mann, der Schiffbruch auf einer Verkehrsinsel erleidet. Super-Cannes hab ich vor einigen Jahren anläßlich eines Aufenthalts in der kuriosen französischen Technologie-Metropole Sophia Antipolis gelesen (die im Buch als Eden Olympia auftaucht, was ebenso wie das Original auch der Name eines Starlets aus Warhols Factory sein könnte), aber das Szenario aus Glamour, Goldrausch passt auch gut auf viele andere Hi-Tech-Metropolen der Dot.com- und 2.0-Ära. Weniger gefiel mir Ballard da, wo er dezidiert experimentierte – den Cut-Up-Roman Atrocity Exhibition fand ich zum Beispiel etwas zu überschwänglich im Formenreichtum schwelgend und nicht so überzeugend wie vergleichbare Experimente von, sagen wir, Burroughs oder Brinkmann. (Die Taschenbuchausgabe bei Flamingo ist aber trotzdem ganz interessant, weil sie ein Vorwort von eben Burroughs enthält und einige sehenswerte Illustrationen von Phoebe Gloeckner.)
Mehr über Ballard auf der unverzichtbaren Website ballardian.com, außerdem in den lesenwerten Nachrufen von Chris Petit und Geoff Manaugh und John Coulthart.
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