Stromversorgung


Stromkastenturm

Dieses schöne Beispiel alltäglicher Bricolage findet sich in Rolandswerth, ganz in der Nähe der Geheimen Gärten. Die etwa mannshohe Konstruktion steht am Rande eines kleinen Fussballplatzes; das Kabel am Kasten links oben führt zu einem Flutlicht. Auf der anderen Seite des Sportplatzes fließt der Rhein, und die Stein- und Betontürmchen, die unter den Kästen aufgeschichtet wurden, dienen wohl vor allem dem Schutz gegen Hochwasser.

Interessant ist der improvisierte Charakter dieser Alltagsskulptur: Offenbar wurde hier nicht in einem Zug geplant oder gebaut. Es sieht nach einer Behelfskonstruktion aus, möglicherweise als Konsequenz tatsächlicher Hochwasserschäden. Aber warum sind es drei unterschiedliche Türme, einer für jeden Kasten, und nicht ein einziger? Der rechte Turm ist zudem, wenn man genau hinschaut, einige Millimeter höher als die beiden anderen.

Auch die Chronologie der Bauarbeiten ist nicht so einfach auszumachen. Der mittlere Turm scheint in drei Stufen aufgeführt, der rechte in zwei und nur der linke in einer. Entsprechen diese Stufen unterschiedlichen Hochwasserständen (und denn jeweils enttäuschten Spekulationen, wie hoch das Wasser bei der nächsten Überflutung maximal steigen dürfte)? Aber warum sind sie beim rechten und mittleren unterschiedlich hoch? Und warum ist der mittlere Turm schmaler als der Kasten, der sich darauf befindet? Wurde die Konstruktion vielleicht doch in einem Aufwasch gebaut, und dabei als Baumaterial einfach das genommen, was gerade verfügbar war?

Aber ich will diese Fragen gar nicht beantwortet haben. Dieser Versuch, den Unbillen der Natur zu entkommen, hat auch so etwas Rührendes. Die Stromkästen scheinen geradezu trotzig in Richtung Rhein zu schauen, als wollten sie ihn dazu herausfordern, ruhig noch mal in ihre Nähe zu kommen: Er wird schon sehen, was er davon hat. Vielleicht haben sich auch ein paar Anrainer von den Exponaten des nahebei gelegenen Arp Museums inspirieren lassen und eine Installation entwickelt, bei der rein praktische Kriterien zweitrangig sind, zugunsten eines kruden und etwas rätselhaften Bric-à-Brac? Wenn die ganze Konstruktion nicht ein besonders schlau getarntes Element des Remagener Skulpturenufers ist, ich würde sie umgehend dazu erklären.

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