Kann’s ein besseres Antidotum geben zu den Massen kreuzfröhlicher Jungchristen, die derzeit die Stadt hier bevölkern, als ein runder, schöner Splatter? Leider hab ich den größten Teil des Fantasy-Film-Festivals in diesem Jahr wg. England verpaßt, aber zu einem Film hat’s dann doch noch gereicht: Neighbor #13 von Yasuo Inoue, und heute Evil Alien.Vorab aber erst mal eine grundsätzliche Nörgelei: Die Schlampigkeit und Desinteressiertheit, mit der sich das Festival mittlerweile präsentiert, ist frustrierend. Eine lieblos in die Ecke geflanschte Schautafel mit einem gefledderten Programmheft (das nirgends mehr komplett auslag), ein paar schlampig angepinnte Plakate, das war schon alles. Öde.
Ziemlich öde leider auch Neighbor #13. Inoue gilt als Schüler von Takashi Miike, aber die einzige Verbindung, die ich sehen konnte, war Miikes Kurzauftritt als nörgelnder Nachbar, der dann auch standesgemäß niedergemetzelt wird. Ansonsten fehlt Inoue alles das, was Miike in seinen besten Moment ausmacht: Anarchische Zerstörungslust und chaotischer Verve. Sein Film hat einige bemerkenswerte Szenen, aber keine Story.
Es gibt zwar so etwas wie eine Handlung, die das Ganze zusammenhalten soll: Ein schüchterner junger Mann wird an seinem Arbeitsplatz vom Vorgesetzten getriezt, so wie er als Kind schon von seinen Mitschülern gehänselt worden zu sein scheint. Aber ist er wirklich dieselbe Person wie in den Flashbacks? Und ist er das säureentstellte Alter ego, von dem er in einer surrealen Geiselhaft gehalten wird, um dessen Rachefeldzug zu decken?
Eine Geschichte um späte Rache für früh erlittenes Unrecht also. Das erinnert natürlich an den furiosen koreanischen Oldboy, für mich der grandioseste Film des vergangenen Jahres. Aber während dort die Revanche als minutiös durchorganisierte Maschinerie ins Rollen kommt, die dann blindwütig und unaufhaltsam auf ihre Erfüllung zurast, stolpert der Racheengel in Neighbor #13 ziemlich plump und wahllos durch die Kulissen.
Es gibt ein paar beeindruckende Momente – die surreale Anfangssequenz in einer Hütte im Nirgendwo, deren (viel zu kurze) Fortsetzung in einer bizarren Tanzeinlage mitten im Film, oder die kaltblütigste Abfilmung eines Mordes am hellichten Tag, die ich diesseits von Frenzy gesehen habe – aber der Rest ist eher hanebüchen und schlicht langweilig. Ich will ja das Klischee nicht zu sehr überstrapazieren, aber der Film ist doch das typische Debüt eines durchschnittlich talentierten Werbe- und Musikvideo-Regisseurs: Ein Auge für gute Bilder hat er ja, aber ihm fehlt wohl die Geduld, dass auch alles sinnvoll aneinanderzufädeln.
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