Die US-Regierung muß die Habseligkeiten des Unabombers Theodore Kaczynski versteigern, schreibt der Guardian. Sie wird das nicht ganz freiwillig tun, sondern auf Beschluß eines Berufungsgerichts. Die Entscheidung hat in den USA eine neue Diskussion über den Kult um Serienmörder-Souvenirs ausgelöst.
Die Regierung hatte eine Versteigerung bisher abgelehnt, mit dem Argument, Kaczynski könne so indirekt von seinen Verbrechen profitieren. Das Gericht war anderer Auffasung: Der Erlös der Auktion müsse für die Entschädigung der Unabomber-Opfer und ihrer Angehörigen aufgewandt werden und verhindere somit, dass Kaczynskis später einmal Gewinn daraus schlagen könne.
Einige Angehörige und Opfer sind aber alles andere als begeistert von dieser Entscheidung und haben durch ihre juristischen Vertreter Bedenken angemeldet. Es ist ja auch verständlich, dass man als Betroffener die Vorstellung makaber empfindet, dass Utensilien eines Killers wie Briefmarken oder Überraschungseier verschachert werden.
In der Auktion hier wird es zwar nicht direkt um Mordinstrumente gehen, sondern vor allem um die schriftlichen Aufzeichnungen Kaczynskis, seine Autobiographie und andere Manuskripte, aber auch um banale Haushaltsgegenstände und sonstige Besitztümer. In einem anderen Fall, nämlich in der Auktion von Habseligkeiten des Serienkillers Jeffrey Dahmers, kamen tatsächlich auch Gegenstände zur Versteigerung, die in den Mordtaten eingesetzt wurden. Bizarrerweise waren es hier Angehörige von Opfern, die nach dem Tod Dahmers (er wurde 1994 im Gefängnis ermordet) keinen anderen Weg sahen, zumindest eine teilweise finanzielle Entschädigung zu bekommen.
Das steht unter anderem in einem lesenswerten Artikel des australischen Magazins M/C, das eine gute Zusammenfassung des Murderabilia-Phänomens in den USA liefert. Die Diskussion um den Kult mit Killerkram schwelt dort schon eine ganze Weile und hat unter anderem dazu geführt, dass eBay den Verkauf solcher Gegenstände inzwischen komplett untersagt hat – was wiederum einen Schattenmarkt für Anbieter wie Murderauction und Supernaught eröffnet hat.
Wobei diese Art von Kult ja gar nicht mal so neu ist: Verbrecher als schillernde Stars, die nicht nur Angst, sondern auch ein makabres Fan-tum inspirieren, das gibt es schon seit Schinderhannes‘ Zeiten. Neu ist auch nicht, dass Mainstream-Medien am Faszinosum des Bösen partizipieren wollen (wie man zum Beispiel auf dieser Website sehen kann). Verändert haben sich nur die Kanäle, über die solche Kulte gepflegt werden können. Heute kann jeder zu einem Popstar werden, das heißt zum Symbol, um das herum sich Merchandising-Konzepte aufbauen lassen. Wobei es für die Vermarktung immer besser ist, wenn das Symbol nicht mehr Komplexität besitzt ist als ein, zwei Charakterzüge. Und wo wäre das eher der Fall als beim Verbrecher, über den man nur das weiß, was im Rahmen seines Prozesses verhandelt wird?
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