„History has been made in the Northern Ireland conflict“, jubelt die BBC: Die IRA hat heute offiziell ihre „bewaffnete Kampagne“ für beendet erklärt. Warum die Erklärung historischer und definitiver sein soll als irgendeine der Erklärungen, die die beteiligten Parteien in den Jahren zuvor schon veröffentlicht haben, ist für Außenstehende schwer nachzuvollziehen, aber der Norden ist ohnehin „the Piece of Ireland that passeth all Understanding“, um P.J. O’Rourke zu zitieren.
Wenn einer der unsinnigsten Konflikte in Europa endlich zum Ende kommen könnte, wär das schon sehr schön. Zuletzt hatte man eh das Gefühl, dass die Beteiligten die Auseinandersetzungen nur noch als lokale Folklore vorangetrieben haben, mit der entsprechenden Mischung aus Sturheit, Pflichtgefühl und Langeweile, aber ohne Überzeugung. Andere Länder haben Schützenfeste, Belfast hat die Troubles.
O’Rourke – irischer Name, amerikanischer Journalist („It seems we were kings in the olden days. But who wasn’t?“) – war schon in den 80ern ziemlich irritiert vom „irischen Problem“: Die Katholiken sind wütend auf „Englishmen owning exclusive fly-fishing rights on Irish trout streams“, die Protestanten wollen keine „popery which might seep into their houses through cracks beneath the doors and suddenly quadruple their number of dirty, unemployable children.“ Der Mann ist zwar ein reaktionärer Stinkstiefel, aber auch ein schlecht gelaunter Quartalsäufer (wahrscheinlich eh eine conditio sine qua non). Und das muß man wohl auch sein, um die bizarren Seiten in so einem Konflikt wahrnehmen zu können, die „cow pastures decorated with extraordinary British observation towers“, oder die Nachmittage in Belfast, wo plötzlich britische Truppen einen Kinderspielplatz stürmen – und von niemandem besonders beachtet werden: „Perhaps jungle camo works better than you’d think it would in a Belfast slum“.
Alas, the Troubles seem to be over now. Aber wer weiß schon, wie lange „now“ in Nordirland dauert? Eins hat O’Rourke damals auch schon gelernt: „Agreement is something the Irish can always overcome.“
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