Garagenweine


Ploppcomtod: Katerstimmung bei Edelwinzern in Bordeaux und im Chianti. Glaubt man der Zeit, ist der Markt für Spitzenweine zusammengebrochen. Die sogenannten „Garagenweine“ – Weine, die nur in kleinen Mengen produziert werden – sind auch ein beliebtes Spekulationsobjekt: Zahlreiche Kapitalgesellschaften haben sich in den vergangenen Jahren in prominenten und weniger prominenten Lagen eingekauft. Denn, schreibt Autorin Andrea Exner:

Zwar ist der Anteil der Spitzenweine am Gesamtmarkt gering. In Bordeaux etwa, dem bekanntesten Anbaugebiet für edle Gewächse, zählen dazu rund 300 Weine – bezogen auf die Menge entspricht das drei Prozent der Produktion dieser Region, bezogen auf den Umsatz zehn Prozent. In diesem Hochpreissegment abseits des Handels – der sein Geld mit günstiger Massenware verdient – ließen sich jedoch über Jahre Renditen erzielen, die auf den Kapitalmärkten schwer vorstellbar waren. Das amerikanische Fachblatt The Wine Spectator hat ausgerechnet, dass der Wert von Spitzenweinen von 1983 bis 2002 um 2012 Prozent stieg – der Aktienindex Dow Jones stieg im gleichen Zeitraum lediglich um 770 Prozent.

Der Artikel ist allerdings nicht unwidersprochen geblieben. So heißt es zum Beispiel in einem Forum:

Der Autorin (ist) offenbar entgangen, dass klassifizierte Gewächse oder auch Garagen-Châteaux selbst bei Abschlägen von 50 Prozent gegenüber den übertriebenen Preisen der vergangenen Jahre noch immer mit Gewinn arbeiten. Nicht der Markt der Spitzenweine ist zusammengebrochen sondern der Markt der Allerweltsweine.

Das mag schon sein. Aber auch wenn die Weingüter immer noch mit Gewinn arbeiten: Preisabschläge von 50 Prozent sind schon in einer Grö&szlig:enordnung, die Investoren nervös werden läßt, zumal wenn sie eigentlich nicht aus der Branche kommen.

Ausserdem hat gerade in dieser Situation die nächste Spekulationswelle bereits wieder begonnen nur mit anderen „Objekten der Begierde“ und anderen Gewichtungen.

Aber das stützt ja im Grunde nur die Aussage des Artikels in der Zeit. Wein ist eben vor allem ein Investitionsobjekt. Das ist nichts Neues, und dass sich – wie überall, wo investiert wird – Blasen bilden, die dann irgendwann mal platzen, auch nicht. Der Artikel ist o.k., die Aufregung darüber – eher ein Sturm im Weinglas.

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