Little Hits hat nicht nur eine sympathische Redaktion (siehe oben), sondern ist überhaupt ein ganz wunderbarer Blog, mit genau der richtigen Mischung aus Liebhabertum, Idiosynkratie und Witz, die das Medium so brilliant macht.
Autor Jon Harrison ist ein enthusiastischer Fan von End-80er- und Früh-90er-Gitarrenpop und hat allem Anschein nach eine fast enzyklopädische Plattensammlung von diesem Zeug. Neid ist aber sein Ding nicht, lieber teilt er seine Begeisterung mit anderen, und jeden Tag gibt’s bei ihm ein neues kleines Juwel aus seiner Plattenkiste zu entdecken – manchmal halbvergessene Namen, die man als altgedienter Spex– und Sounds-Leser zumindest so halb noch im Ohr hat (The Feelies! The db’s! Cleaners From Venus!), oft aber auch völlig obskures Zeug, dass schon damals selbst in hippen Plattenläden direkt in die Ramschkiste gewandert sein dürfte.
Und was man da nicht (wieder)entdecken kann: Das legendäre neuseeländische Flying Nun-Label, mit Größen wie den Bats, The Clean oder The Verlaines, ebenso britische Gitarrenbands aus der Creation/Sarah-Ecke – nicht ganz meine Welt damals, aber heute schön wieder zu hören (das lief damals in der legendären Sounds-Sendung auf DRS drü rauf und runter), und das eine oder andere Nugget aus den Sechzigern.
Mit dem amerikanischen Sixties-Pop, den er ab und zu dazwischenschiebt, kann ich zwar meist nichts anfangen (The Three O’Clock klingen auch im Rückblick noch immer grausam), aber dafür rettet er das wieder, indem er auch so seltsames Zeug wie The Dead C hier unterbringt. Sogar eine deutsche Halb-Legende wie The Broken Jug findet noch ein Asyl. Und hey, das ganze ist schließlich eine persönliche Angelegenheit, das geht also schon in Ordnung. (Und ja, Fischer-Z ist zwar eine Schrott-Band, aber „Marliese“ bleibt ein toller Song.)
Selten habe ich mich jedenfalls mit größerem Vergnügen durch einen Blog geklickt. Auch deshalb, weil im Unterschied zu vielen anderen MP3-Blogs, wo die Dateien (aus verständlichen Gründen) schnell wieder entfernt werden, hier fast noch alles da ist, und auch noch richtig gut klingt, das sympathische Rumpeln und Knacken der Vinyl-Originale inklusive. Außerdem ist Harrison ein charmanter Autor, der seine Ausgrabungen mit viel Humor und Kennerschaft moderiert, und in den Kommentaren gibt’s auch noch die eine oder interessante Information zu lesen. With blogs like these, who needs radio?
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