Das italienische Fernsehen ist in einem traurigen Zustand. Das gilt nicht nur für die Berlusconi-Sender, auch die staatliche RAI macht nicht mehr viel her. Daran ist aber nicht nur der selbstherrliche Cavaliere schuld, der das Land als seinen Privatbesitz betrachtet (und damit das so bleibt, eben mal einfach so das Wahlrecht geändert hat).
Die Medien haben selbst ihren Beitrag zur öden Lage geleistet und in vorauseilendem Gehorsam alles, was ideologisch anecken könnte, aus dem Programm eliminiert. Wie das vor sich gegangen ist, kann man in der satirischen Dokumentation Viva Zapatero! sehen, die zur Zeit in italienischen Kinos läuft (und im Fernsehen wahrscheinlich nie kommen wird).
Regisseurin und Schauspielerin Sabina Guzzanti wurde vor ein paar Jahren bei der RAI geschasst: Berlusconis Mediaset-Konzern hatte sich über „schwerwiegende Lügen und Unterstellungen“ in Guzzantis Satire-Sendung Raiot beschwert.
Mit Viva Zapatero! nimmt Guzzanti nun Rache: In Sketchen und Interview-Clips schickt sie uns quer durch die italienische Medien- und Politiklandschaft und das Bild, das sie dabei entwirft, ist kein schönes Panorama.
Das ist trotzdem ganz lustig anzusehen, weil Guzzanti tatsächlich eine gute Satirikerin und ist (ihre Berlusconi-Parodien waren schon bei Raiot legendär). Und weil man natürlich mit Schadenfreude zuguckt, wie hilflose Politiker vor ihren gezückten Interview-Mikrophonen davon springen.
Guzzantis Kritik ist subjektiv und einseitig, aber weit weniger selbstgefällig und manipulativ als bei ihrem offensichtlichen Vorbild Michael Moore. Allenfalls könnte man ihr Naivität vorwerfen: Die Jahre vor Berlusconi waren auch kein idealer Zustand völliger publizistischer Freiheit, und die Situation in England, Frankreich und Belgien ist auch nicht so rosig, wie Guzzanti sie sehen möchte.
Und die Verklärung, mit der die italienische Linke derzeit auf die spanischen Verhältnisse und den dortigen Regierungschef Zapatero schaut, hat ohnehin etwas Ernüchterndes: Mehr Utopie ist zur Zeit eben nicht mehr drin.
Viva Zapatero! ist wahrscheinlich zu sehr auf italienische Verhältnisse zugeschnitten, um es bis in unsere Kinos zu schaffen. Aber wenn man sich anschaut, wie sich unsere öffentlich-rechtlichen Sender derzeit selbst kastrieren, wird einem doch etwas unheimlich ob der Parallellen, die sich da auftun.
Schreiben Sie einen Kommentar