Der Giro d’Italia findet vor allem im Norden statt: Dass drei Etappen und der Prolog durch Belgien führen werden, war ja schon vorher bekannt, ansonsten geht es vor allem durch die Alpen, mit Teilstücken durch die Schweiz und Österreich. Der Süden wird fast komplett ausgespart: Eine Etappe führt von Civitanova Marche auf die Maielletta in den Abruzzen, eine weitere von Francavilla nach Termoli, und von dort geht es zum südlichsten Zielort, nach Peschici auf dem Gargano.
Der Abstecher nach Belgien ist, heißt es im offiziellen Kommuniqué, eine „Ehrenbezeugung vor der großen Zahl von Italienern“, die in Belgien leben – immerhin 200.000. Eine Etappe führt außerdem nach Marcinelle, einem Dörfchen bei Charleroi, wo bei einem Grubenunglück in den Fünfziger Jahren über einhundert italienische Gastarbeiter umkamen. Neben diesen großen Gesten gibt es aber sicher noch einen pragmatischen Grund: Der Giro muß sich neben der Tour behaupten, und auch außerhalb der italienischen Grenzen für ein bißchen Popularität sorgen. Darum dieser Abstecher in den frankophonen Raum, in das nach Italien radsportverrückteste Land. Vor ein paar Jahren gab’s ja schon einmal so einen Exkurs, wo man auch Groningen, Köln, Lüttich, Luxemburg und Straßburg passierte.
Insgesamt ist das aber ein Giro mit viel Kletterei. Sieben Mal geht es durch alpines Terrain, und da sind mit Simplon, Sankt Bernhard, Fedaia, Pordoi, Gavia und Mortirolo richtig harte Brocken dabei. Dazu dann noch die Bergankunft in den Abruzzen, und die Etappen durch die Ardennen und den Gargano sind auch nicht zu verachten: Die Rampen sind zwar nicht lang, aber fies. (Und wenn sie das Ziel in Peschici oben im Dorf machen, ist das sogar eine Art Bergankunft …)
Während die Tour auf das Mannschaftszeitfahren verzichtet, hat der Giro diesmal eines dabei, 38 Kilometer durch eher flaches Terrain von Piacenza nach Cremona. Von den beiden Einzelzeitfahren führt das erste um Pontedera auch durch eher flaches Terrain, das Bergzeitfahren auf den Ghisallo am letzten Tag könnte dann noch mal für ein knappes Finale sorgen. Das Gerücht mit den zwei Halbetappen am letzten Tag hat sich ja bestätigt, heute gab es allerdings erst mal nur verhaltene Proteste.
Ein hartes Stück Arbeit, und man kann verstehen, dass ein Sprinter wie Petacchi da mault: Für den ist wirklich nicht viel dabei. Aber auch für die Allrounder wie Di Luca und Bettini wird das ganz schön schwierig, drei Wochen lang vorne mit dabei zu bleiben. Cunego sollte der Parcours entgegen kommen, auch einem alten Haudegen wie Simoni, Savoldelli kann in den Zeitfahren auftrumpfen, aber die Berge werden hart für ihn. Und dann ist natürlich auch wieder Platz für einen Außenseiter, wie in diesem Jahr Rujano. Und Ullrich, sollte er teilnehmen? Das könnte hart werden für ihn: Diese Berge sind nicht ganz sein Ding, außerdem ist das Wetter im Frühjahr noch sehr wechselhaft. Spettiamo.
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