Grubenhunde


Jedem sein Grubenhund: AP, der Spiegel, der MDR und noch ein paar andere sind dieser Pressemitteilung aufgesessen und haben den Inhalt brav nachgeschrieben. Dass es den Bund Deutscher Juristen und seinen Vorsitzenden Dr. Claus Grötz gar nicht gibt, fiel da nicht weiter auf. Inzwischen sind die Meldungen entfernt worden, aber nicht schnell genug, um nicht doch bemerkt zu werden (nebenbei: auch der eine oder andere Blog hat sie begierig aufgesogen.)

Mal abgesehen von der Schadenfreude darüber, dass man da wieder ein paar Medien gehackt hat: Ist nicht das eigentlich Gruselige an der Story, wie plausibel die klang? Wer wollte bezweifeln, dass irgendein Juristenverband morgen oder übermorgen mal so ein Statement abgeben wird? Wolfgang Schäubles Äußerungen zum Thema wurden übrigens noch nicht dementiert.

Via wirres.

Update: Der Spiegel hat mittlerweile eine Entschuldigung veröffentlicht – und dabei schon wieder geschlampt nicht ganz genau hingeguckt.

Als einer der ersten Schöpfer von Medien-Enten gilt der österreichische Schriftsteller Karl Kraus, dem es 1908 unter Pseudonym gelungen war, einen mit pseudowissenschaftlichem Nonsens gespickten Beitrag über ein Erdbeben in der Wiener „Neuen Freien Presse“ zu platzieren.

Das ist falsch: Das war kein „Beitrag“, sondern ein Leserbrief, und er stammte nicht von Kraus, sondern von Arthur Schütz.

(Da muß ich mich etwas korrigieren – man sollte ja nie zu früh spotten: Ich dachte beim ersten Lesen, der Spiegel bezieht sich hier auf die berühmte „Grubenhund“-Geschichte, für die tatsächlich Schütz verantwortlich war, allerdings erst im Jahr 1911. Im Jahr 1908 war es dagegen nun wirklich Kraus, der an die Neue Freie Presse geschrieben hat (aber eben nur eine kurze Leserzuschrift unter falschem Namen und keinen „Beitrag“). Mea culpa. Ich kann den schwarzen Peter jedoch zumindest ein bißchen an den Spiegel zurückschieben: Mir scheint, der Redakteur dort hat das auch nicht so genau auseinandergehalten, die Formulierung „mit pseudowissenschaftlichem Nonsens gespickt“ paßt jedenfalls besser auf den Brief von Schütz als den von Kraus. Nachlesen kann man das alles in Kraus‘ Satiren „Das Erdbeben“ (1908) in Die chinesische Mauer und „Nach dem Erdbeben“ (1911) in Untergang der Welt durch schwarze Magie. Das sollte man aber dringend tun: Da steht einiges drin, was auch heute noch gültig ist.)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert