Sterbende Schwäne


Die Stadelmaier-Affäre ist sicher das Unterhaltsamste, was der deutschen Theaterlandschaft in den letzten Jahren passiert ist. Das beste daran finde ich, dass man gar nicht ins Theater gehen muss, um alles mitzubekommen, weil jeder seinen Part überall nacherzählt, wo man dafür Platz macht.

Und es ist lustig, wie auch wirklich jeder die Rolle einnimmt, die ihm zugewiesen ist, und das ganze Skript eines solchen Skandals exakt so abläuft, wie man es erwartet, ohne dass jemand es schreiben muss: Ein Stück, das nach allen Beschreibungen genauso aussieht wie das, was sich Klein-Mäxchen unter Avantgarde vorstellt. Ein Kritiker, der sich wie ein Folteropfer aus Abu Ghraib aufführt, weil man ihm den Notizblock weggenommen hat. Eine berufsempörte Politikerin, die fordert, dass da aber mal so was von gehandelt wird. Eine berufsbesorgte Indendantin, die aber mal so was von handelt. Ein deutsches Feuilleton, das aufgeregt durcheinanderläuft und -gackert wie grippekranke Hühnchen und seine solidarischen Häufchen mal hier hin setzt, mal dort hin.

Ach ja, sie haben sich schon gegenseitig verdient, das deutschsprachige Theater sein Feuilleton, und das deutsche Feuilleton sein Theater. Und ich hol mir jetzt noch ein bißchen Popcorn und Bier.

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