In Köln wühlen sich grad drei dicke Bohrmaschinen namens Rosa, Tosca und Carmen durch die Südstadt. Hier auf dem Gargano sind es eher die Wildschweine, die sich durch den Boden wühlen: Der Regen ist zurück und das dauerhaft, die Wege sind aufgeweicht und vollgesogen wie Schwämme, und fast unpassierbar. Es bleibt einem nicht viel anderes übrig als sich an die Küstenorte am Rand zu halten,und ich fahre nach Vieste, wo man in der Altstadt einigermaßen trockenen Fußes flanieren kann.
Ich treffe mich mit dem Skipper Di Maso, der eine Bootstour zu den Grotten anbietet, wenn das Wetter gut ist. Sein Sohn navigiert dann das offene Boot kunstvoll hinein in die Höhlen, die das Meer unterhalb der Küstenstraße in den weißgelben Fels gefressen hat. Aber heute ist nichts drin, grad hat er eine Studiosus-Gruppe angerufen und abgesagt. Weil ich vom Dauerregen aufgeweicht bin, lädt er mich zum Mittagessen ein, und wir fahren in sein Restaurant, eine alte umgebaute und schön restaurierte Kaverne gegenüber dem Muschelmuseum (das eigentlich kein Museum ist, sondern eine mehr oder weniger lustige Verkaufsausstellung). Es gibt hausgemachte Pasta mit Sepia- und Tomatensugo, und dazu eine lebhafte Diskussion zwischen den anwesenden Bootsleuten und zwei Restauratoren, die aus der Toskana zugereist sind.
Natürlich geht es um Politik, um was sonst: Die Viester sind rechts, die Restauratoren links. Einer von den Bootsleuten bietet mir eine Erklärung, warum man es in Italien so lange mit Berlusconi ausgehalten hat: „Ich habe auch nur einmal geheiratet. Warum soll ich eine neue Frau suchen? So zahle ich nur für eine Frau, sonst müßte ich für zwei zahlen.“ – „Was hilft es mir, wenn eine neue Regierung kommt“, meint Di Maso. „Die aktuelle kenne ich, und wenn ich was will, weiß ich, zu wem ich gehen muß. Wenn ein neuer Kandidat kommt, muß ich vor dem erst wieder eine neue Verbeugung machen.“
Das hier ist eine Welt, wo man die Veränderung nicht besonders liebt. Das Meer ist abwechslungsreich genug, und man hat schon genug damit zu tun, jeden Tag auf den Wind, den Regen und die Sonne zu reagieren. Rom ist weit weg, von Vieste aus sowieso und noch mehr an einem Tag wie heute, wo die Nebelwolken die Stadt auf den Klippen wie ein gestrandetes Raumschiff aussehen lassen. Die Pasta ist aber natürlich ganz ausgezeichnet.
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