Best Moments


George Best Lange genug hat es ja gedauert, bis endlich mal jemand Hellmuth Costards Film-Experiment Fussball wie noch nie auf DVD rausbringt. Zweitausendeins hat’s jetzt getan, am Werbetext merkt man aber, dass es wohl eher darum ging, ein wenig an George Bests Leiche zu fleddern als Costards zu Unrecht vergessene Arbeit wieder zu präsentieren. Und dass es sich hier um den besten Fußballfilm ever handelt, kann man recht eindeutig dementieren: Um Fußball geht es in dem Film nicht wirklich, und auch nicht so richtig um Best.

Ich habe den Film vor Jahren mal auf einem Filmfestival in Duisburg gesehen, und Costard hat in der anschließenden Podiumsdiskussion recht offen und nachvollziehbar bekannt, dass ihn Best nur interessiert hat, weil er ein Idol war, und ein Fußballspiel nur darum, weil der Zuschauer eine bestimmte Dramaturgie erwartet, und weil sich beides mit so einer radikalen Fokussierung sehr gezielt und effizient sabotieren läßt. Es geht mehr um Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten an sich, denn nach etwa einer Viertelstunde beginnt die Aufmerksamkeit rein- und rauszudriften wie in einer Zen-Session, der Kopf beginnt alle möglichen anderen Dinge wahrzunehmen, nicht mehr wirklich das, was da auf dem Rasen geschieht. Best trägt seinen Teil dazu bei, indem er tatsächlich fast nichts macht auf dem Rasen, außer uns für unsere Konzentration am Ende mit einem ganz hübschen Tor zu belohnen (von dem man natürlich auch nur sehr wenig mitbekommt).

Die schönste Sequenz fand ich allerdings dann nicht eine aus dem Spiel, sondern die lange Einstellung vor dem Spiel oder in der Halbzeit (ich erinnere mich nicht mehr so genau), in der die Kamera eine Ewigkeit auf Bests Gesicht verharrt. Best schaut nur in die Kamera, mit einer Mischung aus Langeweile und Befremdung, mit diesen stahlhellen Augen, die schon alleine einen Popstar aus ihm gemacht hätten. Da schaut man einer Ikone ins Gesicht, aber die Dauer der Sequenz gibt ihr auch eine unangenehme Intimität, ein bißchen wie bei dem Jesus-Mosaik in der Abtei von Maria Laach, dessen Schönheit einen erst in Begeisterung versetzt, bis man merkt, dass man dem Blick an keiner Stelle der Kirche ausweichen kann. Großer Moment. Sehenswerter Film.

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