Und wieder sehenswertes Theater aus der Schweiz: Plasma war in der Kölner Feuerwache zu Gast, mit einem als „Plasma Projekt 8“ ausgewiesenen Stück namens Tip Of The Tongue. Was die fortlaufende Projekt-Nummerierung zu bedeuten hat (Projekt Nummer elf hat im Mai Premiere), kann ich nicht sagen, die achte Ausgabe jedenfalls war auch für sich genommen spannend genug.
Worum es im Stück geht, sagt der Titel: Das Tip Of The Tongue-Phänomen ist ein gängiger wissenschaftlicher Begriff für eben das Phänomen, das der Name beschreibt. (Vermutlich hat man es genau deswegen so benannt, weil bei jedem anderen Begriff die Gefahr zu groß wäre, dass man ihn auf der Zunge liegen hätte, aber nicht raus bekäme.)
Das Plasma-Projekt ist eine sehr musikalische Abhandlung des Themas: Wir sehen vier smart gekleidete Herren, die auch die Podien von NLP-Seminaren bevölkern könnten, über eine laborartige Bühne spazieren. Dabei zitieren, referieren und variieren sie wissenschaftliche Aspekte des Phänomens, und werden dabei Zug um Zug selbst zum Opfer dessen, was sie vorführen wollen. Die Sprache kommt ins Schleudern zwischen Assoziationen und Attraktoren, die nüchterne Atmosphäre des Labors gleicht plötzlich in Farbe und Flair dem Designer-Interieur eines schicken Clubs, und je mehr sich die Zungen verheddern, desto mehr verschwimmen die Trennlinien zwischen Innen und Außen, zwischen Wissen und Wunsch. Und da die Zungenspitze auch ein erotisches Instrument ist, folgt irgendwann die Klimax, und jede Bedeutung erstirbt in einem wunderschönen finnischen Tango.
Das alles ist sehr elegant und präzise umgesetzt, mit einem sauberen Gespür für Stil, Humor und Fallhöhen. Es gibt viele Momente, wo die Figuren geradewegs aus den skurrilen Comedy-Universen eines Peter Cook oder eines Chris Morris entsprungen zu sein scheinen. (Wer Morris‘ Serie Jam kennt, kann sich so in etwa die Tonalität des Stückes hier vorstellen.)
Ich weiß nicht, ob die Projekte eins bis elf alle die gleiche Qualität erreichen. Aber wer die Chance hat, Nummer acht irgendwo zu sehen, sollte das nutzen.
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