Ihr Arbeitspensum ist enorm. 109 Bücher und fünf Theaterstücke, aber nur ein einziger Film: »Die Toten« von John Huston. Dabei kann man mit Synchronisationen doch viel mehr verdienen.
[Harry Rowohlt:] Das wird unglaublich gut bezahlt. Ich habe den Film gemacht, weil ich mich damals in meiner Funktion als Filmkritiker für die Zeit immer über die schlechten Synchronisationen mokiert habe. Also musste ich es wenigstens einmal selbst gemacht haben, um zu beweisen, dass es auch besser geht. Der Lohn, der mir vom Verleih angeboten wurde, schien mir für meine Verhältnisse als belletristischer Übersetzer so außerordentlich hoch, dass ich unwillkürlich anfing, ihn herunterzuhandeln.
Die Synchronbranche steckt in einer Umbruchphase. Der allgemeine Kostendruck führt zu einem Preiskrieg. In den letzten fünf Jahren gingen die Synchronetats um bis zu 25 Prozent runter. Das hat Folgen für die Qualität. Da wird beispielsweise am Dialogbuch gespart: In der Regel gibt es zunächst eine Rohübersetzung, die keine Rücksicht auf Lippensynchronität nimmt. Erst ein Synchronautor sorgt für den Feinschliff für die Sprecher. Doch am Synchronautor wird inzwischen gern gespart, weshalb in manchen Filmen auch schon mal hanebüchener Blödsinn verzapft wird.
(Der Korrektheit halber: „Die Toten“ ist immerhin schon zwanzig Jahre alt. Damals war die Arbeit eines Synchronautors sicher noch ein bißchen mehr wert. Und gemessen an dem, was für manche Übersetzungen bezahlt wird, ist die Entlohnung möglicherweise immer noch luxuriös.)
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