Kleine Renaissance für einen zu Unrecht Vergessenen: Der französische Verlag L’Arbre vengeur bringt Quinzinzinzili neu heraus, einen apokalyptischen Roman aus dem Jahr 1935. Autor ist Régis Messac, Schriftsteller, Literaturkritiker und einer der Pioniere des französischen Science Fiction. (Wobei sein Werk, wie die französische Wikipedia zu Recht betont, auch andere Genres umfasst.)
Die Geschichte ist schnell umrissen, weil sie in der einen oder anderen Form auch anderswo schon erzählt worden ist: Die Menschheit hat sich endgültig selbst den Garaus gemacht, nur ein kleines Häufchen Überlebender bleibt übrig. Bei Messac ist es eine Gruppe von Kindern, die unter Leitung eines Erwachsenen den Neuanfang versucht. Die Geschichte der Menschheit beginnt wieder in der Höhle, wo Sprache, Macht und Sex Zug um Zug neu entdeckt werden müssen und in Namen des titelgebenden Gottes die unausweichlichen Konsequenzen hervorrufen.
Solche Geschichten sind, wie gesagt, in der Literatur und im Film häufig erzählt worden, aber Messacs Buch gehört zu den bedeutenderen Dystopien. Er ist ein Skeptiker und Pessimist, sein Ton ist nicht weit von der düsteren Satire, die man bei Swift oder Arno Schmidt finden kann: Die Menschheit lernt nicht aus der Geschichte, weil sie sich den Inhalt der Lektionen nicht merken kann. Es ist nur ein ungnädiger Zufall, dass der Herr der Fliegenzum weltweiten Klassiker aufgestiegen ist und nicht der Dämon Quinzinzinzili.
Messac selbst hat die Apokalypse am eigenen Leib erfahren müssen: Nach der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen engagiert er sich in der Front national. (Der kommunistischen Résistance-Organisation, nicht der gleichnamigen Rechtspartei.) 1943 wird er festgenommen und wenig später nach Osten deportiert. Seine Spur führt durch mehrere Deportations- und Konzentrationslager, bis sie sich Anfang 1945 in Bergen-Belsen verliert.
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