„Sie müssen ein großes, herrliches Gut haben,“ sagte Candide zu dem Türken.
„Es sind nur zwanzig Morgen,“ erwiderte der Alte; „und ich bebaue sie mit meinen Kindern. Die Arbeit hält drei große Übel von uns fern: die Langeweile, das Laster und die Not.“
Ein gut gepflegtes, schniekes Schrebergärtchen, mit adretten Zierhecken sauberen Gemüsebeeten, dazu ein Wetterhahn auf dem Gartenhäuschen. Statt einer deutschen Fahne weht darüber, etwas wetter- und windgebeutelt, der türkische Halbmond. „Vor allem Türken und Marokkaner entdecken den Garten als Treffpunkt für ihre Familien“, behauptet die FAZ. Na, der Gerechtigkeit halber muss man wohl sagen, dass sie das nicht erst von uns abkupfern mussten. Dass sich, wer’s kann, ein eignes Gärtchen leistet, kommt auch am Mittelmeer öfter vor. Nicht umsonst ließ Voltaire seinen Candide die beste aller ihm möglichen Welten ausgerechnet in der Türkei entdecken:
„Ich weiß auch“, fiel ihm Candide ins Wort, „dass wir unseren Garten bestellen müssen.“ – „Sie haben recht“, meinte Pangloß; „denn als der Mensch in den Garten Eden gesetzt wurde, geschah es ut operaretur eum – auf daß er ihn bebaue.“
Die Candide-Illustration stammt übrigens von dem sehr merkwürdigen, aber auch sehr interessanten Mahlon Blaine. Dass die so niedlich aussieht, sollte nicht täuschen: Hinter diesem Namen verbirgt sich ein unbekannter Meister des erotischen Art Déco. Ein paar Kostproben gibt es auf dieser (etwas unaufgeräumten) Seite. (So kann man das mit dem „cultiver le jardin“ natürlich auch verstehen.)
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