Fisch und Finanzen


Es gibt einige Gründe, die Färöer zu mögen. Das legendäre 1:0 gegen Österreich zum Beispiel, das ja vor wenigen Tagen fast eine Wiederholung gefunden hätte.

Die Meldungen über das Spiel waren so ungefähr das erste Mal, dass die Färöer auf meinem Radar auftauchten. Vor zehn Jahren war ich dann mal auf den Inseln unterwegs, und ich hatte es durchweg mit unglaublich freundlichen, hilfsbereiten und überaus konservationsfreudigen Menschen zu tun.

Eine Nacht durfte ich sogar unter freiem Himmel im Fußballstadion übernachten. Zusammen mit etwa einem halben Dutzend anderer Backpacker. Es war zwar nicht das Stadion des Österreich-Triumphs (das Spiel hatte noch in Schweden ausgetragen müssen, weil es damals keinen Rasenplatz auf den Inseln gab), aber am Tag darauf spielte einer der beiden Hauptstadt-Vereine im UEFA-Pokal gegen den Grazer AK, und wir Nachtgäste durften das Spiel sogar gratis angucken. (Vielleicht war aber auch einfach nur niemandem aufgefallen, dass wir noch da waren.) Die Heimmannschaft ging 2:0 in Führung, was von uns angemessen bejubelt wurde, knickte dann aber in den letzten zehn Minuten noch ein und kassierte zwei Tore. Österreich hat einen Färöer-Komplex, keine Frage.

Dass die Färöer nun den gebeutelten Isländern zu Hilfe kommen und ca. 40 Millionen Euro leihen, finde ich also erst mal sympathisch. Andererseits ist das schon etwas skurril: Ein Inselgrüppchen mit grade mal 35.000 Einwohnern und einer Volkswirtschaft, die im wesentlichen vom Fischexport und von der Hoffnung auf Öl lebt, wird zum Retter eines Landes, das sich Hoffnungen gemacht hat, ganz groß in der Finanzwelt mitspielen zu können. (Was natürlich im Rückblick auch nicht viel weniger skurril war.)

Man sollte auf isländischer Seite vielleicht auch etwas skeptisch sein: Fischereiexperten sind nicht unbedingt die zuverlässigsten Partner, wenn es um nackte Zahlen geht, weiß Jonah Lerner:

In the 1970’s, the [Canadian] government instituted strict regulations that limited the total catch to just 16 percent of the total cod population. The tricky part, of course, was coming up with the population estimates in the first place. It’s hard to know how many fish to catch if you don’t know how many fish there are. But fishery scientists were confident that their sophisticated models were accurate. They had randomly selected areas of the ocean to sample and then, through the use of a complicated algorithm, arrived at their total estimate of the cod population. They predicted that the new regulations would allow the cod stock to steadily increase. Fish and the fishing industry would both thrive.

The models were all wrong. The cod population never grew. By the late 1980’s, even the trawlers couldn’t find cod. It was now clear that the scientists had made some grievous errors. The fishermen hadn’t been catching 16 percent of the cod population; they had been catching 60 percent of the cod population. The models were off by a factor of four. „For the cod fishery,“ write Orrin Pilkey and Linda Pilkey-Jarvis, in their excellent book Useless Arithmetic: Why Environmental Scientists Can’t Predict the Future, „as for most of earth’s surface systems, whether biological or geological, the complex interaction of huge numbers of parameters make mathematical modeling on a scale of predictive accuracy that would be useful to fishers a virtual impossibility.“

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