Der World Widlife Fund hat ein Weißbuch über die italienischen Naturparks veröffentlicht. Das Urteil ist vernichtend.
Dabei sind die Voraussetzungen in Italien optimal: Im Land gibt es ein Drittel aller europäischen Tier- und die Hälfte aller europäischen Pflanzenarten.
Aber bei Schutzgebieten liegt Italien im internationalen Vergleich unter dem Durchschnitt: lediglich 10 Prozent der Landesfläche sind als Naturparks ausgewiesen. 2,6 Prozent weniger als im Rest der Welt. Die meisten Parks sind außerdem schlecht geführt – manche sogar nur kommissarisch – und kommen ihren Aufgaben nicht nach, rügt der WWF: Viele sind nur das, was der Corriere della Sera „Parchi Pro Loco“ nennt: Touristische Freizeitparks eher als Schutzräume für die Natur.
In vielen Parks sind nicht Umwelt-Experten an der Spitze, sondern lokale Prominenz aus Wirtschaft, Sport oder Politik. Der Naturpark am Stilfserjoch wird vom früheren Skifahrer Ferruccio Tomasi geführt – kein Wunder, dass dort zur Ski-WM 2005 in Bormio eifrig gebaut wurde. Den Nationalpark des toskanischen Archipels führt der ehemalige Bürgermeister des Kurorts Capoliveri – Bauprojekte für Hotels und Kliniken werden großzügig bewertet.
Einen besonderen Rekord dürfte Aldo Consentini, kommissarischer Leiter des Nationalparks im tosko-emilianischen Appenin halten: Er führt auch noch die Parks in den Foreste Casentinesi, den Monti Sibillini und dem Aspromonte. Von der Leitung des Nationalparks Cilento hat man ihn kürzlich enthoben: Den führte er zusammen mit einem Bauunternehmer.
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