Burning Down The House


TVCC
Foto: Hunxue-er

James Duncan: Oh, come on. Now just how bad is it?
Chief O’Hallorhan: It’s a fire, mister, and all fires are bad.
The Towering Inferno

Hold tight
Wait till the party’s over
Hold tight
We’re in for nasty weather
– Talking Heads, Burning Down The House

Es ist schon an anderen Stellen bemerkt worden, aber die Bilder des brennenden TVCC-Turmes drängen eine Interpretation als Symbolfotos für das Ende einer Ära geradezu auf. Man könnte auch in einem Drehbuch die apokalyptischen Motive kaum besser bündeln: Da geht ein babylonischer Turm in Flammen auf, der ausdrücklich als Ikone einer zukunftsseligen Hybris gedacht war. Und das ausgerechnet noch zum mystischen Datum eines Mondjahreswechsels, und in Bildern, die wie Stills aus aktuellen Horror- und Katastrophenfilmen aussehen.

Und dann gehört das Ding auch noch einem Medienunternehmen, dem Staatssender eines Systems, das wie kein anderes für totalitären Turbokapitalismus steht. Wenn sich jetzt noch bewahrheiten sollte, was die meisten deutschen Medien bereits als sichere Information vermelden, nämlich dass das Feuer durch ein illegales Feuerwerk ausgelöst wurde, dass der Fernsehsender selbst veranstaltet hat, wenn sich also das Medium sozusagen selbst abgefackelt hat, dann ist der Brand ein Ereignis von einem symbolischen Gehalt, den man sich dichter kaum ausdenken könnte.

Von einer Symbolik zumal, die natürlich weit über China hinausweist. Selbst wenn nun bald die Baukräne anrücken und die Brandruine doch noch fertiggestellt wird, es gibt genug Großbaustellen, ob in Dubai oder anderswo, auf denen es nur noch schleppend vorangeht. Die Zeit von Großprojekten, die Größe vor allem als eine Sache der Ikonographie, als das Entwerfen immer spektakulärerer städtebaulicher Logos auffassen, ist erst einmal vorbei.

(Davon hat man freilich bei der Tagesschau noch nix mitgekriegt, wo die China-Korrespondentin in einem kleingretchenhaften Ton vor sich hin textet, dass man fast umfällt vor so viel Naivität:

Trotz des Entsetzens sind die Pekinger froh, dass das Nachbargebäude vom Feuer verschont blieb. Bei ihm handelt es sich nämlich um den wahren Hingucker und – obwohl noch nicht eröffnet – bereits um ein Wahrzeichen der Stadt.

Frohsinn für Hingucker: Es wird wohl noch ein bißchen dauern, bis auch diese mediale Bräsigkeit einmal ein Raub der Flammen wird.)

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