Was kann man an einem heißen Sommertag Besseres tun, als sich mit Picknickdecke, Gartenstuhl und einem guten Buch in einen der zahlreichen Kölner Parks zu begeben, um sich’s zwischen grillenden Familien, schwitzenden Freizeitkickern und ekstatischen Hunden wohl sein zu lassen? Vielleicht dies: Picknickdecke und Gartenstuhl erst mal beiseite zu legen und sich den Park, in dem man sich’s wohl sein lassen möchte, genauer anzuschauen.
Im Kölner Vorgebirgspark gibt es dazu jedes Jahr eine besondere Gelegenheit: Die Vorgebirgsparkskulptur. Dann ist für die Dauer eines Tages eine Handvoll Künstler und Künstlerinnen eingeladen, sich mit den örtlichen Gegebenheiten auseinanderzusetzen. Organisiert wird die Aktion von einer „IG Kunst im Park“, einem lockeren Zusammenschluss von Kunstinteressierten, die entweder in der Nähe des Parks wohnen oder als städtische Mitarbeiter mit dem Park und seiner Pflege zu tun haben.
Die Atmosphäre ist dabei eher die einer freundlichen Nachbarschaftsparty: Die ausgestellten Kunstwerke funktionieren wie Fixpunkte einer Fete, um die sich kleine plaudernde Grüppchen scharen, und was man im Vorbeischlendern aufschnappt, dreht sich um mehr um Urlaubsreisen, gemeinsame Bekannte, Kindererziehung, eben all das, was man so zu besprechen hat, wenn man sich mal wieder trifft.
Für mich, der den Park normalerweise eilig mit dem Fahrrad durchquert, gibt es einiges zu entdecken. Die kleine terrassierte Anlage, durch die man von der Kreuznacher Straße aus in den Park gelangt, war mir zum Beispiel noch nie richtig aufgefallen. Dabei ist die mit ihren unterschiedlichen Ebenen, mit Wasserbecken und Beeten, Wandelgängen und Ruhenischen sehr reizvoll. Sie mag gedacht sein „wie die Diele eines Hauses“, die den Übergang in den eigentlichen Teil des Parks vermittelt (so beschreibt es zumindest der lesenswerte und mit offenkundiger Sympathie geschriebene Artikel in der Wikipedia), tatsächlich wirkt sie eher wie ein kleines Separée. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass die ursprüngliche Konzeption des Parks in ihrer Gesamtheit gar nicht mehr wahrgenommen werden kann, weil Kriegszerstörung und städtebauliche Wucherungen sich schon an vielen Punkten eingefressen haben.
Die Stadt Köln hat ja ein eher widersprüchliches und auch durch Vergesslichkeiten gekennzeichnetes Verhältnis zu ihrem Grün: Einerseits schmückt man sich durchaus gerne damit, eine ausgesprochen „grüne“ Stadt zu sein und verweist stolz auf die besondere Tradition, die die Gestaltung von Park- und Grünanlagen in der Stadtentwicklung gespielt hat. Von der Pionierrolle, die die Stadt und ihre Gartendirektoren durchaus mal gespielt haben, ist andererseits nicht mehr viel zu spüren. Kriegszerstörungen und städtebauliche Wucherungen haben dazu geführt, dass die ursprünglichen Konzeptionen, die den Parks und Anlagen einmal zu Grunde lagen, nur noch unvollständig wahrzunehmen sind. Vieles wäre dringend sanierungsbedürftig, dämmert aber vor sich hin, und das nicht nur deshalb, weil die kommunalen Kassen leer sind. Garten- und Landschaftsbau ist halt nicht so sexy wie der Glamour von Mediaparks und Filmstudios.
Diese Flüchtigkeit der Vorgebirgsparkskulptur ist vielleicht ein ernüchterter Kommentar zur Vergesslichkeit der Städte: Ein bewusst kurz gehaltenes Aufleuchten am städtischen Ereignishorizont, bevor man sich wieder der urbanen Tagesordnung überlässt. Immerhin aber gibt es die Veranstaltung seit zehn Jahren, und das belegt zumindest eine gewisse Hartnäckigkeit dabei, dieses Leuchten immer wieder zu einzuspielen.
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