Der Schriftsteller Wilhelm Genazino hat dem Literatur-Portal Literaturkritik ein sehr lesenswertes Interview gegeben: Über das Gute an der Peinlichkeit, über pathologische Sehnsucht und warum Flanieren eine Haltung ist.
Der Flaneur bei Genazino, das ist in etwa so etwas Ãhnliches wie der Slacker der amerikanischen Literatur: Einer, der das gesellschaftliche Getriebe eher vom Rand aus beobachtet. Flanieren ist aber keine politische Verweigerung (damit müßte man sich ja wieder für irgendeine Ideologie engagieren), sondern eher eine Art bewußter Bequemlichkeit, ein „Sich-hinaus-winden aus den Vereinnahmungen und Belästigungen durch die Gesellschaft“, wie Genazino sagt.
Ich bin zum Beispiel Fußballfan. Aber keine zehn Pferde würden mich in ein Stadion bringen. Warum? Weil ich vor dem Aufmarsch dieser Massen, auch vor der Dummheit dieser Massen, große Furcht habe. So sitze ich, unfreiwillig, wie ich gestehen muss, vor der Glotze. Das ist mir immer noch lieber als diese panische Situation in der Meute. Ich war ein einziges Mal im Stadion und froh und glücklich, als ich wieder entkommen war. Ich begreife nicht die Gemütslage von Menschen, denen der Aufmarsch dieser Abertausenden verarbeitbar erscheint.
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