Der Mord an Pier Paolo Pasolini beschäftigt wieder die italienische Justiz, 30 Jahre nach der Tat: Der angebliche Mörder hat sein damaliges Geständnis in einem TV-Interview widerrufen.
Für die Justiz war damals der Fall ziemlich klar: Die Ermordung Pasolinis war kein politisches Delikt, sondern blutiges Ergebnis eines Streits um Sex. Der 16jährige Strichjunge Pino Pelosi (genannt „die Kröte“) legte ein Geständnis ab: Er habe Pasolini umgebracht, weil er von ihm belästigt worden sei.
Schon damals gab es aber einige Zweifel an Pelosis Geschichte, zumal einiges daraufhinweist, dass die Polizei nicht gerade mit großer Sorgfalt ermittelte. Pasolinis Anwalt und vieler seiner Freund wollen eher glauben, dass Pelosi lediglich als Sündebock vorgeschickt wurde: Die Tat haben in Wahrheit andere zu verantworten.
Feinde hatte Pasolini genug: In den Wochen vor der Tat bekam er Morddrohungen von faschistischen Gruppen wegen seines Films „Salò“, eine böse Satire auf Mussolinis letzte Tage.
Dass es sich wohl um eine politische Tat handelte, geht nun auch aus Pelosis neuer Darstellung hervor: Drei Männer mit süditalienischem Akzent hätten Pasolini zusammengeschlagen, sagt er im Interview. „Ich dachte, die wollten ihm eine Lektion geben, à la drei Monate Krankenhaus. Wenn ich gewusst hätte, dass sie ihn umbringen, hätte ich ihm das erspart und mir auch.“
Damals habe man ihn und seine Familie erpreßt, deswegen habe er die Tat gestanden. Jetzt könne er frei sprechen: „Ich bin allein und habe keine Familie mehr. Ich bin jetzt 46 und zahle immer noch für diesen Mord.“
Die römische Procura will jetzt prüfen, ob die Indizien ausreichen, um den Fall noch einmal komplett aufzurollen. Das ist aber nicht das erste Mal: Schon vor zehn Jahren gab es aus Anlaß eines Dokumentarfilms eine ähnliche Überprüfung, damals wurde die Akte schnell wieder geschlossen.
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