Eine Monroe-Doktrin für das Internet


Wer wird in Zukunft das Internet kontrollieren? Vor wenigen Wochen hat das amerikanische Handelsministerium ein kurzes Dokument veröffentlicht, mit dem die USA ihren Anspruch, „auf unbestimmte Zeit die Kontrolle über das Internet behalten zu wollen“, deutlich unterstrichen: „Eine Art Monroe-Doktrin für unsere Zeit“, schreibt die Zeitschrift Foreign Affairs

Dass andere Staaten sich gegen die Dominanz der USA im Internet zu wehren beginnen, ist nicht verwunderlich. So problematisch das Übergewicht aber auch sein mag, so wenig sollte man mit der Kritik zu schnell auf internationalistische Parolen verfallen, rät Autor Kenneth Cukier:

Genau die Länder, die das Internet in ihren Grenzen am meisten einschränken, rufen am lautesten nach einer größeren Kontrolle [des amerikanischen Einflusses].

Das amerikanische Primat im Web habe bisher aber auch sein Gutes gehabt:

Für die meiste Zeit seiner Geschichte wurde das Internet von amerikanischen Ingenieuren und Akademikern kontrolliert, die aus der Woodstock-Ära stammten. Mit dem Resultat, dass das Internet die Philosophie dieser Gemeinschaft verkörperte: Ein politischer und ökonomischer Liberalismus führte zu einer Offenheit auch auf technischer Ebene.

Was man nicht zuletzt an der bunten Open-Source-Landschaft sehen kann. Ob eine solche Offenheit noch durchgehalten werden kann, wenn Nationen, politische oder wirtschaftliche Gruppierungen ihre eigenen Kommunikationssysteme zimmern, ist fraglich.

Die Dominanz der USA ist auf lange Sicht vielleicht nur die „am wenigsten schlechte Lösung“, und natürlich schafft ein offenes System auch Probleme. Damit ist das Web aber nur Spiegelbild der Gesellschaft selbst: „Das Verbrechen gedeiht, aber auch die Kreativität.“

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