Tropensturm auf den Kanaren


Damit nur kein Neid aufkommt: Wir sitzen hier mitten im Tropensturm. „Delta“ hat uns voll erwischt und braust grade mit an die 140 Stundenkilometern über unsere Köpfe.

Das miese Wetter begann schon am Vormittag, pünktlich zum 60. meiner Mutter. Wir sind trotzdem nach Los Gigantes aufgebrochen, um die Steilklippen dort zu sehen und in einem netten kleinen Café (Bamboo, eine kuriose Mischung aus kanarischer, asiatischer und Jugenstil-Architektur) die leckersten Obsttörtchen zu essen, seit wir hier sind. Zwischendrin war’s sogar noch mal eine Stunde richtig schön sonnig. So sonnig, dass ich mich hab täschen lassen und auf eigene Faust noch in die Berge, nach Santiago del Teide (nicht direkt am Teide-Massiv, so verrückt bin ich dann doch nicht, aber an der Paßstraße, die auf die Nordseite der Insel führt) gefahren bin. Da kam’s aber knüppeldick: Sicht unter fünf Meter; Regenschwaden, für die man das Wort „peitschend“ neu erfinden muss; und als einzige Fluchtmöglichkeit eine kleine Dorfkirche mit knarzendem Gebälk und mehr als einem halben Dutzend Marienfiguren in schreienden Farben.

Nach einer Weile hab ich’s gewagt, in eine gegenüberliegende Bar zu fliehen und dort bei ein paar café solo und in Gesellschaft von Turco (einer Miniaturausgabe von Schäferhund) das Gröbste abzuwarten. Zwischendurch immer wieder ängstliche Blick auf die Straße, wo die Fahrzeuge mit bleichen Augen durch die Regenschwaden stierten, und erst in letzter Minute konnte man erkennen, ob es sich um Busse, Lastwagen oder Pkws handelte.

Als der Bus dann endlich kam, war es schon finster, und Teile der dörflichen Weihnachtsdekoration segelten über die Hauptstraße. Zurück durch nachtschwarze Dörfer, die von einem Stromausfall in absolute Dunkelheit getaucht wurden. Nur ein paar Supermärkte und Tankstellen hatten wohl Anspruch auf das Notstromaggregat, die anderen Geschäfte und Wohnhäser mußten sich mit schummrigen Läpchen und Kerzen behelfen.

Im Moment fegt Delta immer noch über’s Hotel und soll auch morgen noch weiter wüten, wenn auch nicht mehr ganz so aggressiv. Hoffen wir mal das Beste.

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