Den Hamlet im Schauspielhaus Köln fand ich … nun ja, souverän? Eigentlich bin ich eher ratlos. Einiges fand ich spannend, manches sogar brilliant: Wie hier hörbar und spürbar an der Musikalität und Psychologie der Sprache gearbeitet wurde. Wie hier Gesten auf das Notwendigste reduziert, aber so fein getimt wurden, das ein Winken schon atemlos machen konnte. Die Transformation des Staates Dänemark in eine minimalistische Turnhalle zwischen beweglichen Aktendeckeln, halb Amt, halb Vorstandsetage. Ein grandioser Markus Scheumann als Claudius. Die hervorragende Umsetzung der Theaterszene als Polizeiverhör über Bande. Ophelias Abdriften in den Wahnsinn als gesteigerte Renitenz, nicht als melancholische Versponnenheit … das war alles ganz schön und interessant anzusehen, und sehr, ja, souverän umgesetzt.
Aber das war auch alles ohne innere Konsequenz. Das Bühnenbild lief unvermeidlich auf einen Endpunkt zu: Da wo es sich verjüngte, gab es kein Entrinnen. Für das Stück selbst kann man das leider nicht sagen. Die Katastrophen am Ende passierten einfach, ohne dass man da eine stückimmanente Logik hätte erkennen können. Alexander Khuon ist ein guter Schauspieler, er hatte großartige Momente hier, aber ein Hamlet ist er nicht. Eher ein etwas schlecht gelaunter Jüngling, der nur aus Desinteresse nicht erwachsen werden will und fast lustlos und schulterzuckend seine Intrigen spinnt. Ophelia? War da was?
Wo, sagte K. hinterher, soll die Dynamik auch herkommen, wenn Hamlet schon am Anfang sagt: „Ich bin tot“? Und warum als Totenballade ausgerechnet Neil Youngs „Hey Hey My My“ angestimmt wurde, das müßte mir auch mal jemand erklären. „The king is gone but he’s not forgotten“? Den toten König, vielmehr seinen Geist, hatten sie ja eingespart, und auch Horatio, was vielleicht ein Fehler war, denn damit fehlte die Person, die das Stück wie eine Klammer zusammenhält. „Better to burn out than to fade away?“ Dieser Hamlet köchelt bloß auf Betriebstemperatur: Ein langsames, unspektakuläres Ausblenden.
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